Urbanismus?
Die meisten neuen Städte und Siedlungen erwecken noch immer den Eindruck, als ser Städtebau, Urbanismus, eine Frage der Komposition von Volumen im Raum. Jedoch, wer mit dem Herstellen von Plänen beschäftigt ist, ist deswegen noch lange kein Planer. Die Anfertigung eines städtebaulichen oder architektonischen Plans ist eine relativ untergeordnete Phase innerhalb eines Prozesses, an dem zuallererst wirtschaftliche und soziale Faktoren den Ausschlag geben. Jedermann weiss das; hierzulande spätestens seit der Broschüre «Bauen ein Prozess» von Burckhardt und Förderer (1968 und 1972). Es sprach sich herum, dass ein guter architektonischer Plan sogar einer vernünftigen planerischen Entwicklung im Weg stehen könne. Das Paradox ist nicht neu. Aber es ist heute besonders akut. Warum? – Weil, seit einem Jahrhundert, die führenden Architekten nicht mehr Dome und Paläste bauen, sondern ihre Bemühungen auf die Konkretheit der Alltagsaufgaben konzentrieren. (So konnte der Wohnbau im 20. Jahrhundert zu einem zentralen Thema der Architektur avancieren.)
Dem Bedürfnis der Architekten, den Menschen ein möglichst präzis bemessenes und gut sitzendes Gehäuse zu schaffen, stehen die Bedürfnisse der Menschen entgegen: launisch, unberechenbar, auch Moden und Veränderungen unterworfen.
Unser Heft versucht, diese Problematik durch eine Reihe von relevanten Stellungnahmen zu beleuchten.