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Prix Meret Oppenheim an Luigi Snozzi

Mit dem Prix Meret Oppenheim ehrt das Bundesamt für Kultur jedes Jahr drei Persönlichkeiten der Schweizer Kunst und Architektur. 2018 werden Luigi Snozzi, Thomas Hirschhorn und Sylvie Fleury für ihre international beachtete Arbeit ausgezeichnet.

 

 

Text: Cyrill Schmidiger – 20.2.2018

 

Stimme für den Kontext
Mit der Vergabe des Prix Meret Oppenheim an den 85-jährigen Luigi Snozzi ehrt die Jury der Eidgenössischen Kunstkommission (EKK) einen wichtigen Vertreter der Tendenza. Diese Strömung aus dem Tessin, der auch Livio Vacchini oder Aurelio Galfetti angehörten, widmete sich der Lektüre des Orts und suchte nach einer fruchtbaren Beziehung zwischen Architektur und ihrem Kontext. Die Bauwerke Snozzis sind «Sinnbild einer Architektur, die sich nicht unterordnet, sondern ihre Wirkung vielmehr durch positive Konfrontation entfaltet, um so einen neuen Ort zu erschaffen», meint Victoria Easton, Architektin bei Christ & Gantenbein und Mitglied der EKK. Und weiter: «Mit seinem stets kritischen Blick auf die Bedingungen und die Grenzen des Berufs hat Snozzi mehrere Generationen von Architekturstudierenden beeinflusst und deren Verantwortungsbewusstsein geweckt. Er ist der Inbegriff eines Architekten, der politische, kulturelle und menschliche Werte verkörpert.»

 

Kritische Kunst
Die Abweichung zwischen Sein und Schein prägt das Werk von Sylvie Fleury. Sie untersucht die Welt des Konsums, aber auch Fragen der Selbstinszenierung und von Scheinbildern. Fleury verwandelt Konsumprodukte in Kunstgegenstände, so auch 2016 in der Münchner Villa Stuck: Im Entree erwartete das Publikum ein überdimensionierter Parfüm-Flakon, im Empfangssalon wurde der Besucher mit Shopping Bags, einer Installation von Einkaufstüten des obersten Preissegments zwischen Prada, Hermès und Tiffany konfrontiert. Mit dieser Arbeit sorgte die Genfer Künstlerin 1990 für internationale Aufmerksamkeit.
Thomas Hirschhorn wird für seine künstlerische Herangehensweise ausgezeichnet, welche die demokratischen Werte der Gesellschaft zu verteidigen versucht. In seinen Werken hat er «eine formelle Sprache entwickelt, die einzigartig ist, und die sowohl das aktuelle Weltgeschehen als auch sein persönliches Erleben widerspiegelt», argumentiert Julie Enckell Julliard von der Genfer Kunsthochschule HEAD.

 

In der Messe Basel findet am 11. Juni 2018 um 19.00 Uhr die Vernissage der Swiss Art Awards statt. Der Eintritt ist frei.

 

> Die beiden Tessiner Architekten Bruno Reichlin und Fabio Reinhart erhielten im November 2017 das Ehrendoktorat von der ETH Zürich verliehen.

> Luigi Snozzi schrieb in archithese 6.2012 Architektur über das Prinzip des Widerstands.

> Werke von Sylvie Fleury wurden 2016 im Haus Konstruktiv ausgestellt.

> An der Ausstellung Legislating Architecture, die 2016 an der ETH Zürich gezeigt wurde, war auch Luigi Snozzi dabei und berichtete über seine Projekte in Monte Carasso.

 

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