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Bayerns Landeshauptstadt München ist eine der dreissig deutschen «Schwarmstädte»

«Palliativmedizin» im Städtebau?

 

Der Leipziger Ökonom Harald Simons empfiehlt «palliativ-medizinische Massnahmen» für schrumpfende Kleinstädte in Deutschland. Denn während die dreissig attraktivsten Städte der Bundesrepublik schnell wachsen sei es, so Simons gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung, unsinnig, duzende «halbtoter Städte» weiter künstlich am Leben zu erhalten. Stattdessen plädiert er dafür, in stagnierenden Regionen nur einzelne Städte, etwa Görlitz oder Plauen in Ostdeutschland, gezielt zu fördern – auch durch eine staatlich gelenkte zwangsweise Ansiedlung von Flüchtlingen.

 

Text: Elias Baumgarten – 9.8.2016
Bild: David Kostner

Deutschlands «Schwarmstädte»
Harald Simons hat dreissig bundesdeutsche Städte identifiziert, die sich derzeit unter jungen Erwachsenen besonders grosser Beliebtheit erfreuen und deshalb starke Wachstumsraten verbuchen können. Wie er gegenüber der NZZ erklärte sind darunter nicht nur die «üblichen Verdächtigen» wie Berlin, Frankfurt am Main oder München, sondern auch mittelgrosse Orte wie Darmstadt, Heidelberg, Regensburg oder Trier.

Der Wissenschaftler ist sich sicher, dass die Ausbildung von «Schwarmstädten» nicht nur mit Hochschulen und hübschen Altstädten zu tun hat, sondern vor allem auch auf demografische Ursachen zurückzuführen ist. Demnach würden junge Menschen bevorzugt an jene Orte ziehen, die mit einer grossen Zahl gleichaltriger locken. Darum vergleicht Simons junge Deutsche auch mit einem Vogelschwarm und prägt den Begriff der «Schwarmstadt».

 

«Palliativmedizin» im Städtebau
Von der bundesdeutschen Praxis strukturschwache Regionen und darbende Städte pauschal «mit der Giesskanne» zu fördern hält der Ökonom indes wenig zielführend. In einer Deutlichkeit, zu der Deutschlands Politiker vielleicht der Mut fehlt, fordert er nur noch gezielt in einzelne Städte zu investieren. Als konkrete Beispiele für solche Orte bringt er Görlitz und Plauen in Ostdeutschland ins Spiel. Die übrigen «halbtoten Städte» sollten dagegen bewusst Schrumpfungsprozessen preisgegeben werden.

 

Ansiedlung von Flüchtlingen als Chance
Simons spricht sich weiter dafür aus, Flüchtlinge gezielt in solchen Städten anzusiedeln. Gerade für Niedrigqualifizierte biete der Arbeitsmarkt dort keineswegs geringere Chancen und ausserdem könne so einer Ghettobildung und der Etablierung von Parallelgesellschaften in Deutschlands boomenden Grossstädten entgegengewirkt werden. Er fordert deshalb das neue Integrationsgesetz rigide anzuwenden, welches die Flüchtlinge zwingt sich für drei Jahre im Ankunfts-Bundesland aufzuhalten und den Ländern die Kompetenz verleiht, den Wohnort konkret vorzuschreiben. Freilich sei eine solche Praxis aufgrund der in Deutschland verbreiteten liberalen Ideale umstritten, doch habe sich eine vergleichbare Politik schon bei der Ansiedlung einer grossen Zahl von Russlanddeutschen nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion bewährt.

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