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Komplexität und Widerspruch

Die Reduktion des Energieverbrauchs wie auch die Schonung von Ressourcen und Umwelt ist erklärter Wunsch der Schweizer Stimmbürger. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund weisen zahlreiche Initiativen den Weg der Schweiz in eine bessere energetische Zukunft. Dass dabei noch viele Hürden zu nehmen sind, zeigte sich am Novatlantis Bauforum Zürich, das am 24. August 2017 an der ETH stattfand.

 

Text: Manuel Pestalozzi – 28.8.2017

 

Ehrgeiziges Ziel
Die Nachhaltigkeitsbemühungen der Limmatstadt sind bekanntlich ambitioniert. Die Bevölkerung hat mit der Zustimmung zum Ziel einer 2 000-Watt-Gesellschaft ihren Segen zur Strategie des Stadtrats gegeben: Mit 2 000 Watt Energiekonsum soll der Zürcher von morgen also auskommen. Aktuell beansprucht er gemäss Energie Schweiz noch circa 5 500 Watt. Zur Senkung des Bedarfs soll nicht zuletzt der Gebäudebestand mittels sachdienlicher Sanierungen beitragen. Der Gebäudeerneuerung widmeten sich denn auch die Referate des Bauforums.

 

Gewusst wie…
Quintessenz der Veranstaltung war, dass man eigentlich weiss, wie es geht, dass aber dennoch zu wenig gemacht wird oder falsche Massnahmen nicht die gewünschten Effekte ermöglichen. Dabei scheut die Stadt Zürich keinen personellen oder finanziellen Aufwand, um die Gesellschaft wirkungsvoll auf die 2 000 Watt einzuschwören. Verbrauchsoptimierte Leuchtturmprojekte wie das Hunziker-Areal von der Baugenossenschaft mehr als wohnen in Zürich Leutschenbach, Förderprogramme und ein ganzes Heer von Expertinnen und Beratern stehen als Vorbilder sowie zur Beratung bereit – sowohl in der strategischen Forschung als auch in der Planung.
Warum es dennoch Probleme auf dem Weg zur Umsetzung gibt, wurde offen diskutiert. Dabei waren von den Teilnehmern deutliche Worte der Selbstkritik zu vernehmen, vor allem dann, wenn Versuche geschildert wurden, die Bevölkerung für die Ziele der 2 000 Watt Gesellschaft zu gewinnen. Anscheinend – das konnte man am Bauforum heraushören – wollen viele Personen oftmals nicht so agieren wie von den Stadtbehörden angedacht. Oder sie zeigen schlicht kein nachhaltiges Interesse.

 

…aber von Wenigen akzeptiert
Die Präsentationen riefen in Erinnerung, dass das Stimmvolk und die Besitzer von Liegenschaften nicht deckungsgleich sind. Sie erhärteten den Verdacht, dass die Komplexität der Materie für Laien weniger durchschaubar ist als es Experten annehmen. Auch das Erkennen der Richtigkeit von Lösungsstrategien, die relativ neu sind und sich in der Massenanwendung noch nicht langfristig bewähren konnten – wie etwa Erdsonden-Wärmepumpen – hat sich vielerorts noch nicht durchgesetzt.
Schon die Tatsache, dass bei der Sanierung eine grosse Auswahl an Lösungen angeboten wird, deren Erfolg nicht immer eindeutig definiert werden kann, deutet auf eine gewisse Widersprüchlichkeit zur Klarheit des verkündeten Ziels hin. Deshalb verwundert es nur im ersten Moment, dass gemäss einer Umfrage zu Heizungssanierungen mit fossiler Energie betriebene Anlagen immer noch grossenteils durch neue, ebenfalls «fossile» Geräte ersetzt werden. Es fehlt eine offizieller Handlungsrahmen.

 

Wo war die Politik?
Dazu passt, dass die grosse Abwesende am Novatlantis Bauforum die Politik war. Will man jedoch auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft wirklich vorankommen, wird es wohl nicht ausreichen, dass beamtete oder im Mandatsverhältnis engagierte Wissenschaftler fleissig Daten erheben, Lösungsvorschläge ausarbeiten und das Nachhaltigkeitspotenzial der Bürger vermessen. Die Verdeutschung des Motivs zum nachhaltigen Handeln wie auch das Durchsetzen der Massnahmen ist letztlich Aufgabe und Pflicht jener, die vom Volk das Mandat erhalten haben: der Politiker.

Veranstaltung

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