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Pritzker Preis für Aravena

Am 4. April erhielt der Chilene Alejandro Aravena im Uno-Hauptquartier in New York den wichtigsten aller Architekturpreise. Sein Büro Elemental ist vor allem ein Do Tank. Damit steht der «Macher» Aravena für eine Haltung, die den Menschen in den Mittelpunkt des Architekturdiskurses stellt.

 

Text: Anna Valentiny – 6. April 2016

«The jury has selected an architect who deepens our understanding of what is truly great design. Alejandro Aravena has pioneered a collaborative practice that produces powerful works of architecture and also addresses key challenges of the 21st century. His built work gives economic opportunity to the less privileged, mitigates the effects of natural disasters, reduces energy consumption, and provides welcoming public space. Innovative and inspiring, he shows how architecture at its best can improve people’s lives.» Thomas J. Pritzker, Präsident der Hyatt Foundation

 

Der Macher
Der 48-jährige Chilene graduierte 1992 an der Universidad Católica in Santiago und gründete Alejandro Aravena Architects zwei Jahre später. Für die Universität der Hauptstadt baute er eine Reihe bemerkenswerter Fakultätsgebäude, darunter die Siamese Towers (2005), das Institut für Medezin (2004), Architektur (2004) und Mathematik (1999), die sich unter anderem durch ihre Energieeffizienz auszeichnen.
Die Entwürfe reagieren innovativ auf das regionale Klima, indem intelligente und effiziente Grundrisse entwickelt wurden, die im Wechselspiel zwischen Verschattung und Licht, klimatisch angenehme, freundliche und gesellige Begegnungszonen schaffen. Aravena war von 2000 bis 2005 Professor an der Harvard University und leitet seit 2001 das Urban Do Tank Elemental. Das ironische Wortspiel mit dem Begriff Think Tank, will den einfachen und soliden Charakter Aravenas Entwurfsstrategie hervorheben: Die sehr wohl existierende Analyse der soziokulturellen und wirtschaftlichen Konzepte der regionalen Struktur on site, ist omnipräsentes Hintergrundflimmern in der öffentlichen Inszenierung des Pritzker Preisträgers als Amalgam aus Pragmatismus, genial naiven Idee und ihrer konsequenten Realisierung.

 

Half of a good house
Auf dem Prinzip des incremental housing, planten Elemental über 2 500 Wohneinheiten. Das Entwurfsprinzip setzt auf die enge Zusammenarbeit zwischen Architekt, öffentlicher Hand und Nutzern. Dieses mit öffentlichen Geldern finanzierte «Half of a good house» beispielsweise entspricht dem Standard des Sozialen Wohnungsbaus, kann jedoch von den Bewohnern jeh nach Wunsch und vor allem in Relation zu persönlichen Ressourcen weitergebaut und aufgewertet werden.
Dafür bietet Aravena das Grundgerüst, wenn er beispielsweise einen überdachten Freiraum schafft, der anfänglich als Loggia genutzt und zu einem späteren Zeitpunkt zum geschlossenen Raum ausgebaut werden kann. Die Siedlung wächst zu einem Gefüge, heterogen aber mit einer gemeinsamen DNA.

 

Eine Stilfrage?
Alejandro Aravena habe klar seine Fähigkeit bewiesen, soziale Verantwortung mit wirtschaftlichen Zwängen, dem Design humanen Lebensraums und der Stadt zu verbinden, teilte die Jury unter der Direktion der Architektur-Kuratorin Martha Thorne mit, als sie im Januar den diesjährigen Gewinner bekannt gab.
Die Vergabe der weltweit wichtigsten Architekturauszeichnung an den Chilenen, steht auch für die Entwicklung der Profession, weg vom Starchitect, der zum Designer verkam zurück zum Menschen mit seinen fundamentalen und dadurch essentiellen Problemen, Wünschen und Möglichkeiten.

Nun dürfen wir gespannt auf die Architekturbiennale in Venedig sein, die in diesem Jahr von Aravena kuratiert wird. Übrigens: Auch archithese wird in diesem Jahr in der Lagune vertreten sein. Die Veranstaltung «New School of Thoughts», welche den Auftakt der Salon Suisse machen wird, ist zugleich die Vernissage von archithese 2/2016 zur Zukunft der Architekturausbildung. See you in Venice!

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