Designpotenziale von Backstein
Im Engineering-Bereich der Ziegelei Keller Unternehmungen entstehen in Kooperation mit Forschungsinstitutionen regelmässig Produktneuheiten. So auch die Backsteinserie kelesto Signa: Seine jüngste gemeinsame Entwicklung mit der Hochschule Luzern stellte das Unternehmen neulich beim archithese-Symposium Potenzial Backstein an der ETH Zürich vor.
Text: Viktoriya Yeretska, 10. Juli 2023
Die industriellen Produktionsverfahren sind üblicherweise auf die Einheitlichkeit von Backsteinen ausgerichtet. Diese Norm – welche die gegenwärtige Backsteinarchitektur ästhetisch noch immer massgeblich prägt – hinterfragte die junge Material- und Produktdesignerin Cornelia Gassler. Ausgehend von ihrer prämierten Masterarbeit Klinker-Spiel. Designgetriebene Experimente mit Material entwickelte sich 2019 ein gefördertes Forschungsprojekt zur Individualisierung von Backsteinen ExxE, das in Zusammenarbeit mit der Ziegelei Keller Unternehmungen in die Realisierung einer neuen Produktserie unter dem Label kelesto Signa mündete.
Das gemeinsam erarbeitete neuartige Herstellungsverfahren erweitert die Gestaltungsfreiheit in der Serienproduktion für die Oberfläche einzelner Backsteine um ein Vielfaches – sowohl für Bauherrschaft als auch für Architekt*innen. Die Einzigartigkeit jedes Steins kann dann gezielt zur individuellen Gestaltung einer Fassade eingesetzt werden. Inspiriert von der natürlichen Unregelmässigkeit historischer Backsteine, wollten die Produktentwickler mittels Variation von Oberflächentextur und Farbe wieder an die handwerkliche Tradition der Backsteinherstellung anknüpfen.
Ein interdisziplinäres Forschungsteam aus Produktdesigner*innen, Maschinenbauer*innen und Architekten*innen der Hochschule Luzern (HSLU) arbeitete mit eigens dafür entwickelten modularen Werkzeugaufsätzen für die Gestaltung der Backsteinoberfläche. In Verbindung mit modernsten Technologien wird das Handwerk in die heutige Zeit übertragen: die einfach gehaltenen Aufsätze lassen sich in der digitalen Steuerung sehr präzise kontrollieren.
Seit der Firmengründung im Jahr 1857 hat sich bei Keller Ziegeleien (heute: Keller Unternehmungen) vieles in der Produktion weiterentwickelt. Die fünfte Generation, bestehend aus Christian und Stephan Keller, hat das Familienunternehmen den neusten technologischen Entwicklungen angepasst: Dort wird unter anderem auch mit digitaler Fabrikation gearbeitet, um Fassadenelemente herzustellen. Inzwischen wird in vier Geschäftsbereichen produziert und geforscht: Engineering, «ImRaum», Fassaden und Immobilien.
Beim Symposium Potenzial Backstein, veranstaltet von der archithese und Gramazio Kohler an der ETH Zürich traf das Unternehmen auf Architekt*innen, mit denen es schon einige gemeinsame Projekte realisiert hat: Fabio Gramazio (Gramazio Kohler), Jacqueline Pauli (ZPF Ingenieure) und Roger Boltshauser (Boltshauser Architekten). Gemeinsam wurde diskutiert, warum es sich lohnt, auch in Zukunft auf Backstein als Baumaterial zu setzen. Susanne Mühlhaus, Bereichsleiterin Engineering bei Keller Unternehmungen, präsentierte das neue Produkt kelesto Signa und erläuterte ausführlich die Hintergründe der Produktforschung.