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Freiräume gestalten

«Freiheit» ist ein grosser Begriff. Doch was bedeutet sie eigentlich in der Architektur und Städteplanung? Was für den einzelnen Benutzer und was für den Planer? Die beiden Symposien Open Space und Protostructure am 6. und 7. Juni 2017 im House 2 auf dem Campus des Toni-Areals in Zürich-West sollen dazu Ideen liefern. Was nach einer unbedarften Suche nach Freiräumen klingt ist letztlich aber nichts anderes als eine Grundsatzdebatte über die künftige Rolle des Architekten.

 

Text: Jørg Himmelreich – 29.5.2017

 

Rund herum sind Debatten um die Rolle des Architekten und die Offenheit von Architektur entbrannt, die archithese mit zwei Symposien vertieft und weiter führt. Rund 200 Studierende der EPF Lausanne bauen derzeit auf dem Toni-Areal eine Installation auf: House 2 ist in einem Dialog von 12 Entwurfsstudios der EPFL entstanden und bietet jetzt einen Raum für verschiedene Debatten. Referenten verschiedener Couleur, vom Architekten über den Soziologen zum Städteplaner, halten halbstündige Vorträge über ihre Gedanken oder Projekte und überführen die Themen Open Space und Protostructure in die Arbeitsrealität der Planer. Welche Verantwortung hat der Architekt im Umgang mit städtischen Ressourcen? Und welche Aufgabe bleibt oder welche neue erwächst, wenn er sich nicht mehr als umfassender Gestalter, sondern (lediglich noch) als Bereitsteller von Protostructures versteht?

 

Im Dialog
Yona Friedman gehört zweifelsohne zu den Vordenkern in dieser Frage. Wir konnten ihn in Paris besuchen und ein Interview mit ihm aufzeichnen. Auch Cedric Prize gehört dazu. Hier zieht Tanja Herdt die Bezüge in den heutigen Diskurs, der von den Referenten Manuel Herz, Milica Topalovic, Daniel Ganz und Simon Lamunière weiter geführt wird. Selbstverständlich treten auch die Akteure der EPFL um Professor Dieter Dietz in den Dialog ein, die sich seit Jahren mit diesen beiden Themen beschäftigen und den Entwurf von House 2 begleitet und moderiert haben.

 

Die Zukunft gehört der Stadt
Die Begriffe Open Space und Protostructure können in vielerlei Hinsicht gedeutet werden. Zentral ist dabei der Begriff der Freiheit. Open Space interessiert sich für städtische Brachen oder leerstehende Gebäude, die (noch oder wieder) unprogrammierte Flächen und Räume bilden. Genau diese undefinierten Lücken – so die These des Symposiums – machen das Gefüge einer Stadt aus und der Umgang mit ihnen prägt den Charakter eines Ortes und das Wohlgefühl der Stadtbewohner. Wenn die Zukunft den Städten gehört – so der aktuell einvernehmliche Tenor –­ und diese immer dichter und kompakter werden, dann muss die Frage nach verbleibenden oder neuen Freiräumen dringend geführt werden.

 

Verträgt sich Architektur mit Freiheit?
Und wie steht es um die Architektur? Hier bedeutet der Begriff der Freiheit wohl eher Mitbestimmung. Wie sehr kann oder sollten sich Architekten und Planer in das alltägliche Leben und Be-Nutzen von Architektur einmischen? Wo sollten sie sich zurückziehen? Hier kann es interessant sein, über den Begriff der Protostructure zu diskutieren. Sollen Nutzer eines «Gebäudes» zukünftig selber über Grösse und Gestaltung von Raum entscheiden und diese dynamisch verändern? Der Architekt würde lediglich ein strukturelles Gefüge und die notwendigen Werkzeuge bereit stellen, oder – sofern dies als seine Aufgabe definiert wird – zum Moderator von Aneignungs- und Transformationsprozessen werden.

Sie sind herzlich eingeladen mitzudiskutieren!

 

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Programm

Open Space
6.6.2017

Einführung
16.00–16.10 Uhr Dieter Dietz

Referate
16.10–16.40 Uhr Dieter Dietz
16.40–17.10 Uhr Dario Negueruela
17.10–17.40 Uhr Daniel Ganz
17.40–18.10 Uhr Simon Lamunière

Pause
18.10–18.30 Uhr 

Podiumsdiskussion
18.30–19.30 Uhr Moderation: Daniel Zamarbide

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Protostructure
7.6.2017

Einführung
16.00 – 16.10 Uhr Jørg Himmelreich

Referate
16.10–16.40 Uhr Agathe Mignon
16.40–17.00 Uhr Yona Friedman (Video Interview)
17.00–17.30 Uhr Tanja Herdt
17.30–18.00 Uhr Milica Topalovic
18.00– 8.30 Uhr Manuel Herz

Pause
18.30 – 17.00 Uhr

Podiumsdiskussion
19.00–20.00 Uhr Moderation: Jørg Himmelreich

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Beide Symposien werden auf englisch gehalten. Der Eintritt ist frei. Sie finden in der temporären Installation House 2 statt, die derzeit unter der Eisenbahnbrücke gleich neben dem Haupteingang zum Campus Toni-Areal aufgebaut wird.

 

> Anlässlich der Vernissage von Tanja Herdts Buch über Cedric Price diskutierte die Autorin mit Marc Angélil, Stanislaus von Moos und archithese-Chefredaktor Jørg Himmelreich über die Gestaltungen des Visionärs und ihre Aktualität.

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