Zumthor, Musik und die Glarner Alpen
Nicht nur die Erde bebt zurzeit im Glarner Linthal auch Peter Zumthor soll die Gegend wieder aufrütteln. Ein Musikhotel im hintersten Ecken des Tales, abgeschieden und doch in Mitten der Glarner Alpen, soll nach den Plänen des Star Architekten entstehen und wie eine Sirene Menschen und Musikliebhaber aus aller Welt ins schmucke Glarus locken.
Autorin: Anne-Dorothée Herbort – 7.3.2017
Bild: Atelier Peter Zumthor & Partner
Sirenengesang
Das Musikhotel soll eine starke Präsenz ausstrahlen, wie einst die mächtigen Grand Hotels des 19. Jahrhunderts. Dieses Image und diesen Erfolg wünscht sich die Stiftung Musikhotel Braunwald für das einst berühmte Tal zurück. Politische und wirtschaftliche Beweggründe für den Hotelbau stehen klar im Vordergrund: Mit diesem Projekt soll der Tourismus wieder angekurbelt werden. Den Part der Sirene übernimmt Peter Zumthor mit seiner Ausstrahlung, seinem Namen und seiner mystischen Architektur im Einklang mit zeitgenössischer Musik und der Natur.
Trotz der Abgeschiedenheit und des erhabenen Flairs soll das Hotel aber allen offen stehen und eine grosse Bandbreite an verschiedenen Zimmern und Lofts für alle Portemonnaies bieten. Das Herzstück, welches das Hotel auszeichnen soll, wird indes das Auditorium für 200 Personen sein und weitere Musikräumlichkeiten die den Konzertsaal ergänzen. Auf insgesamt 1000 Quadratmeter soll die Musikakademie Platz finden. Das 35 Meter hohe Gebäude soll mit einer Schindelfassade eingekleidet werden um sich dem Braunwald anzunähern. Mehr Details über Zumthors Pläne wurden an der Präsentation im Restaurant Adler in Schwanden am letzten Donnerstag nicht bekannt gegeben. Nur ein paar wenige Modellfotos eines geschwungenen Baukörpers kursieren momentan in den Pressekanälen und Zumthors Loblied auf die Natur, den autofreien Ort und der qualitätsvollen zeitgenössischen Musik die bald in den Hotelwänden erklingen wird, hallen nach.
Letzte Hürde
Vielleicht liegt es daran, dass am 16. März noch alle Stricke reissen könnten. Denn das 26 000 Quadratmeter grosse Gebiet, liegt in der Landwirtschaftszone in der Nähe eines geschützten Hochmoores. Gemäss dem überarbeiteten Raumplanungsgesetz muss die Gemeinde hierfür gleiche Anteile Bauland zurückzonen und das Volk der Umzonung schliesslich zustimmen. Dies ist aber die letzte grosse Hürde die das Projekt nach einer langen Vorbereitungszeit auf sich nehmen muss. Wie die Hotel- und Konzertbesucher ohne Schweissperlen die 200 Höhenmeter zum Musikhotel überwinden, ist mittlerweile geklärt. Elektrobusse – Braunwald ist ein Auto freier Ort – sollen den Transfer übernehmen.
Wir sind gespannt ob die Luftschlösser der Stiftungsräte Realität werden und sich Braunwald bald – wie nach der Erföffnung der Therme in Vals – nicht mehr vor den Anstürmen der Touristen retten kann.