Wohnen = Menschenrecht?
Das Architekturzentrum Wien lädt heute um 19.00 Uhr zur Veranstaltung Menschenrecht: Asyl => Menschenrecht: Wohnen? ein. Dort soll über den Mangel an bezahlbarem Wohnraum diskutiert werden, der in Österreich und Deutschland durch den Flüchtlingszustrom enorm verschärft wird. Auch die Vermeidung von Exklusion und Ghettobildung wird dabei ein wichtiges Thema sein. Damit die Diskussionsrunde nicht theoretisch und realitätsfern bleibt, haben die Veranstalter Personen eingeladen, die sich täglich praktisch mit dem Thema auseinandersetzen.
Text: Elias Baumgarten – 17.2.2016
Foto: Markus Pillhofer
Für die österreichische und deutsche Architekturszene bedeutet der seit Sommer 2015 schier unaufhörliche Zustrom von Menschen aus den Krisengebieten des Nahen Ostens Grundsatzfragen: Wie kann der Mangel an bezahlbarem Wohnraum, der in vielen Städten schon vor der Krise bestand, behoben werden? Welchen Beitrag können architektonische Massnahmen zu einer gelungenen Integration derer leisten, die dauerhaft in den Nachbarländern der Schweiz bleiben dürfen? Und wie lässt sich die Konzentration dieser Menschen in wenigen Grossstädten unterbinden, wie die Bildung von Gettos und Parallelgesellschaften verhindern?
Österreichs Beitrag zur kommenden Architekturbiennale in Venedig Orte für Menschen und Deutschlands Making Heimat unterstreichen eindrücklich die Dominanz dieser Fragen im Architekturdiskurs beider Länder.
Längst geht es dabei aber nicht mehr nur um schiere Krisenbewältigung: immer mehr Architekten fordern zurecht hochwertige, gestalterisch anspruchsvolle Lösungen ein, denn die Gebäude werden auf lange Zeit prägend sein: Wolf D. Prix etwa übt scharfe Kritik an der Stapelung von «anonymen Kisten» und hat stattdessen mit einem Zentrum für Kultur, Soziales und Gesundheit (Rettungsinsel), das Wohnungen für Menschen auf der Flucht aber auch für Obdachlose beinhalten soll, einen beispielhaften Alternativvorschlag entworfen. Coop Himmelb(l)au macht sich dafür stark, trotz allen Zeitdrucks die baukulturelle Qualität nicht aus den Augen zu verlieren; billig viel neuen Wohnraum zu erstellen reicht den Wienern als architektonische Antwort auf die Krise nicht.
Menschenrecht: Asyl => Menschenrecht: Wohnen?
Das Architekturzentrum Wien lädt deshalb heute Abend um 19.00 Uhr zur Veranstaltung Menschenrecht: Asyl => Menschenrecht: Wohnen? ein. Dabei sollen sowohl Notquartiere für Neuankömmling als auch die langfristige Nutzung von innerstädtischen Leerständen und der kostengünstige Neubau diskutiert werden. Damit die Diskussion nicht realitätsfern und theoretisch bleibt, haben die Veranstalter Personen eingeladen, die täglich mit der Unterbringung von Menschen auf der Flucht zu tun haben: Zum Beispiel Jasmin Leonard von der Initiative Kein Ort. Nirgends, Peter Haslinger von der Universität Hannover oder Ernst Schlossnickel von der Magistratsdirektion der Stadt Wien. Hinzu kommen Armin Hanschitz vom Fonds Soziales Wien sowie Renate Stuefer und Karin Harather von der TU Wien, die für die Initiative Displaced verantwortlich sind. Die Moderation wird Elke Rauth von der österreichischen Fachzeitschrift Dérive übernehmen.