Feiert die Postmoderne ein Comeback?
Diese Frage stellt sich nun auch das Architekturzentrum Wien (Az W) im Februar 2017. Lange war die Postmoderne in der Architektur regelrecht verpönt – oder zumindest der Begriff. Historische Referenzen wurden vermieden oder nur sehr dezent gemacht und beim Bauen im Bestand wurde das «Alte» vom «Neuen» säuberlich getrennt, statt beides zu verschleifen. Obwohl die Themen des posmtodernen Diskurses noch immer aktuell sind, empfanden viele Architekten das Label als Kränkung. Doch scheint sich das Blatt zu wenden: Es wird lustvoll collagiert, zitiert, verfremdet und mit Witz und Ironie entworfen. Für das Az W Grund genug genauer hinzusehen und für den 22. Februar eine hochkarätige Veranstaltung aufzugleisen – nicht ohne das neu aufkeimende Interesse an der Geschichte kritisch zu betrachten.
Text: Elias Baumgarten – 27.1.2017
Bild: Monadnock, Landmarke, Nieuw Bergen, 2015 (Foto: Stijn Bollaert)
Zwischen Interesse und Kritik
Eine junge Generation von Architekturschaffenden ist auf den Plan getreten, die kulturelle Kontinuität höher wertet als das Streben nach Innovation – so die Beobachtung des Az W. Der Begriff «Vergangenheit» hat scheinbar sein Negativimage abgestreift und erfährt eine neue Wertschätzung. Man setzt sich wieder mit der Baugeschichte auseinander, strickt weiter, zitiert und collagiert. Nicht nur in Österreich, wo das diskontinuierlich Neue in den letzten Dekaden besonders gefeiert und gepusht wurde, scheint das aufkeimende Interesse am Historischen zu faszinieren und gleichzeitig befremdlich zu wirken.
Doch in Wien sieht man diese Entwicklung in Zeiten des politischen Umbruchs auch kritisch – weil neokonservative und reaktionäre Kräfte vielerorts im Aufwind sind. Wo verläuft die Grenze zwischen Kontextualisierung, kritischer Rekonstruktion und Nostalgie? Und woher rührt die Sehnsucht nach dem «Vergangenen»?
Hochkarätig besetzt
Um diese Fragen zu klären und die Debatte weiter in Fahrt zu bringen, hat das Az W für den 22. Februar um 19.00 Uhr eine Podiumsdiskussion organisiert. Herman Czech und Elise Feiersinger werden mit Job Floris und David Kohn sowie dem ehemaligen Direktor des Az W Dietmar Steiner diskutieren. Die Moderation übernimmt Lorenzo de Chiffre von der TU Wien.
Partners in Crime
Bei archithese stand bereits der letzte Herbst ganz im Zeichen der Postmoderne. Denn auch die Redaktion beobachtet bei Schweizer Büros, dass vermehrt Arbeiten auf Ästhetik, Strategien und Gestaltungskonzepte der Architektur-Postmoderne verweisen. Dabei werden nicht nur historische Elemente – etwa aus Antike oder Renaissancezeit – aufgegriffen, sondern auch solche der Moderne und Postmoderne lustvoll reinterpretiert, verfremdet und neu kombiniert. Was zunächst irritierte, deuteten wir als Aufbruch, Lockerung und Korrektiv. Daher setzt archithese 3.2016 die Postmoderne wieder auf die Tagesordnung und versucht eine neue Lesung und macht die schlummernden Diskurse der 1970er- und 1980er-Jahre wieder lebendig.
Sie können archithese 3.2016 bereits jetzt vor Ort im Museum in Wien erwerben und sich so einen Wissensvorsprung vor Ihren Diskussionspartnern erlesen. Natürlich ist es auch in unserem Online-Shop erhältlich.