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Von der Moderne zum Menschen

Martin Steinmann, der auch archithese für mehrere Jahre geprägt hat, hat den Prix Meret Oppenheim erhalten.

 

Text: Anna Valentiny – 17.3.3.2016
Foto: Tabea Feuerstein

 

Martin Steinmann ist neben Christian Philipp Müller und Adelina von Fürstenberg der dritte Preisträger des diesjährigen Schweizer Prix Meret Oppenheim. Der Architekt und Autor, der sich seit mehr als vier Jahrzehnten mit Architektur im Rahmen von Forschungen, Publikationen und Ausstellungen auseinandersetzt, empfängt die vom Bundesamt für Kultur vergebene Auszeichnung am 13. Juni 2016 in Basel. Der Prix Meret Oppenheim wird zum sechszehnten Mal vergeben und zeichnet Protagonisten der Kunst- und Architekturszene aus, die herausragende und relevante Beiträge auf ihrem Gebiet lieferten. Die Kollegen der archithese gratulieren von Herzen. 

 

Stationen eines Vermittlers
Martin Steinmann wurde 1942 in Zürich geboren, wo er neunzehn Jahre später sein Architekturstudium an der ETH begann. Nach dem Diplom war Steinmann als Assistent für Adolf Max Vogt und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Theorie der Architektur tätig, wo er das CIAM-Archiv aufbaute. Über die in den Jahren 1928 bis 1959 stattfindenden Congrès International d’Architecture Moderne verfasste Steinmann 1978 seine Dissertation, für die er mit der ETH-Medaille ausgezeichnet wurde.
Im Laufe der Jahre war Steinmann auch in der Lehre tätig, sei es anlässlich einer Gastprofessur am MIT (1979), oder in den 1980er-Jahren als Professor für Architekturtheorie in Zürich und Lausanne, wo er bis 2006 auch Entwerfen unterrichtete. 1979 übernahm Steinmann die Redaktion der archithese und schloss damit an die Arbeit Stanislaus von Moos an. Unter ihm begann die Tradition das Interview als wichtigen Bestandteil der Architekturvermittlung einzusetzen. Was als Plaudereien über aktuelle Bauten begann, beispielsweise in archithese 1.1984 Gespräche mit Architekten um die «Sprachlosigkeit der Architekten» zu durchbrechen, ist über die Jahre ein umfassendes Projekt im Sinne einer oral history der Schweizer Architektur geworden, an dem die Redaktion der archithese permanent arbeitet. 

 

Phänomenologische Herangehensweise
Es ist die von Martin Steinmann 1975 kuratierte Ausstellung «Tendenzen, Neuere Architektur im Tessin», welche die Tendenza, eine Architekturströmung denen unter anderem Aurelio Galfetti, Luigi Snozzi, Livio Vacchini und Mario Botta zugerechnet werden, international bekannt machte. Während die Autoren formal sehr unterschiedlich entwarfen, verband sie doch der Anspruch der vom zügellosen Bauboom der 1960er Jahre herbeigeführten Zersiedelung des Tessins entgegen zu wirken. Martin Steinmann hat vor allem einen phänomenologischen Zugang zur Architektur gepflegt: Essentiell ist für ihn das subjektive Empfinden des Menschen im Raum und die Atmosphäre, die das Gebaute evoziert. Ein Zugang, der auch ein wichtiges Thema am Symposium zu den frühen Jahren der archithese vor wenigen Tagen in Stans war und das im Zusammenhang der umfangreichen Postmoderne-Reflektion der archithese in diesem Herbst ebenfalls vertiefend diskutiert werden wird. 

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