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Vom Wert der Kunst
Im von Nina Pettinato geleitetem Kunstraum BNKR, der in einem umgebauten Münchner Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg untergebracht ist, wird ab dem 11. November die Ausstellung No Longer Art präsentiert. Zu sehen sind Objekte aus dem Archiv des New Yorker Salvage Art Institutes. Die Besonderheit: Alle Arbeiten sind «Totalschäden» und haben ihren monetären «Wert» verloren – für den Kunstmarkt sind sie uninteressant. Doch sind sie darum tatsächlich wertlos?
Text: Cyrill Schmidiger – 20.10.2017
Kunst ist, was kostet?
Der Begriff «Salvage art» meint soviel wie Bergungs- oder Altstoffkunst und stammt aus dem Sprachgebrauch der amerikanischen Kunstversicherungen. Damit werden Werke bezeichnet, die irreparable Beschädigungen aufweisen und ihren Status als Kunstwerk deshalb – zumindest von der Warte der Versicherungen aus – verloren haben. Das von Elka Krajewska gegründete Salvage Art Institute in New York nimmt sich solchen Objekten an. Sie werden archiviert oder neu ausgestellt. Ziel dieser Arbeit ist es, die Festlegung von finanziellen, ästhetischen und sozialen Werten von Kunst in Frage zu stellen.
Gegen das Vergessen
Die Ausstellung No Longer Art entwickelten die amerikanischen Kuratoren zusammen mit der AXA Art Insurance Corporation. Ihr Konzept thematisiert eine für Versicherungen typische Logik: Wurde dem Kunstgegenstand einmal ein Totalschaden attestiert, galt er nach der Auszahlung der Schadenersatzleistung offiziell als wertlos. Solche Artefakte sind für den Kunstmarkt, die Galerien oder die Museen nicht länger von Interesse. Befreit von der Bewertung und den damit einhergehenden Verpflichtung, geht die sogenannte salvage art in den Archiven der Versicherungen oftmals vergessen. Indem die Schau No Longer Art diese Gegenstände wieder hervorholt und ausstellt, hinterfragt sie zugleich die enge Koppelung von Kunstwahrnehmung und Marktwert.
Den Zeitbegriff diskutieren
2012 wurde die Ausstellung in New York und 2015 in Chicago präsentiert. In München ist sie nun ab dem 11. November als Bestandteil der Schau Stop Making Sense, it’s as Good as it Gets zu sehen. Das Programm wurde aus der Lektüre von Tom McCarthys Satin Island entwickelt, einem Roman, der von der Unmöglichkeit erzählt, im Jetzt anzukommen. Dabei arbeiten die Kuratoren Joanna Kamm und Ludwig Engel eng mit dem Autor zusammen. Seinem Gedanken folgend, wurden Künstler, Schriftsteller, Architekten und Wissenschaftler eingeladen, ihre Vorstellungen von Zeit zu diskutieren – so auch das Salvage Art Institute. Das Statement, welches die New Yorker in München mit No Longer Art machen, ist klar: Ihr Ausstellungstitel ist ironisch gemeint, denn der Status Kunst ist für sie nicht von Marktmechanismen abhängig. Ihre Schau ist eine Kritik am Kunstmarkt.
Die Ausstellung No Longer Art wird am 11. November um 19.00 Uhr in München eröffnet. Die Kuratoren Elka Krajewska und Mark Wasiuta werden aus New York einfliegen und um 20.00 Uhr in die Schau einführen. Sie dauert bis zum 25. Februar 2018.