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Vom Roten Wien zu avantgardistischen Utopien

Architektur in Österreich im 20. und 21. Jahrhundert

 

Text & Bilder: Elias Baumgarten – 2.2.2016

Architektur in Österreich im 20. und 21. Jahrhundert – angesichts des Titels erwartet man sich von dem dicken, ansprechend gestalteten Buch des Architekturzentrums Wien vor allem ein vollständiges Überblickswerk. Doch der Anspruch der Herausgeber ist ein anderer: Die Sammlung soll als gezielte Auswahl spezifische Merkmale Österreichischer Architektur sichtbar machen. Dazu wurden mit «Prolog», «Rotes Wien», «Landschaft», «Macht», «Wiederaufbau», «International», «System», «Utopie», «Collage», «Gegenwart» und «Wohnen» elf thematische Kategorien entwickelt, in welche die Architekturen eingeordnet sind; ein Farbcode erleichtert die Navigation durch die umfangreiche Sammlung. Manche Architekten, wie etwa Adolf Loos oder Hans Hollein, sind dabei in verschiedenen Kategorien vertreten.

Alle Projekte werden mit Fotos und Plänen präsentiert; Text wird von den Herausgebern dagegen im Sinne der Idee einer visuellen Sammlung sehr sparsam eingesetzt. So bleibt nach der Lektüre die Frage, ob es wirklich gelungen ist, spezifische Merkmale durch Bilder und Pläne sichtbar werden zu lassen. Zweifellos sind Besonderheit und Merkmale der Österreichischer Architektur zu entdecken, etwa den starken Bruch der Avantgarde der 1960er und 70er Jahre mit bestehenden Traditionslinien – jedoch erfordert dies ein Mass an Vorwissen. Dieses kleine Manko tut dem Wert des Buchs als inspirierende Sammlung aber keinen Abbruch: Wer mit der Österreichischen Architekturgeschichte bereits vertraut ist, der wird grosse Freude daran haben, weil es dort so viel an einem Ort wiederzufinden gibt und einige Bilder noch vergleichsweise selten gezeigt wurden. Beispielsweise wird Günther Domenigs Mehrzweckhalle der Schulschwestern im Grazer Eggenberg mit bisher wenig gesehenen Fotos und Zeichnungen vermittelt, die aus dem Fundus des Architekturzentrums Wien stammen. Und gerade für Schweizer Leser, die viele der Abbildungen bisher selten oder vielleicht noch nie gesehen haben, ist die Bildwelt, die diese «visuelle Anthologie» aufspannt, sicher anregend und faszinierend.

 

Architekturzentrum Wien [Hrsg], Architektur in Österreich im 20. und 21. Jahrhundert, Park Books 2016.

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