Virtual Reality der 1920er-Jahre
Der Martin-Gropius-Bau bringt eine umfassende Schau über das vielschichtige Werk des amerikanisch-österreichischen Künstlers, Architekten, Bühnenbildners und Möbeldesigners Friedrich Kiesler erstmals in seiner ganzen Bandbreite nach Deutschland. Anhand zentraler Projekte, wichtiger Künstlerfreundschaften und Gemeinschaftsarbeiten möchte die Schau auch sein Umfeld skizzieren. Er war mit den New Yorker Surrealisten vernetzt und arbeitete mit vielen Künstlern der Avantgarde, etwa Marcel Duchamp oder Philip Johnson, eng zusammen. Kiesler bewegte sich stets an den Schnittstellen zwischen den Kunstgattungen. Der «endlos fliessende Raum» eine Raum-Zeit-Architektur und die Erforschung der menschlichen Wahrnehmungskraft waren Leitmotive und treibende Kraft seines Schaffens.
Autorin: Anne-Dorothée Herbort – 9.3.2017
Friedrich Kiesler, 1890 in Czernowitz im damaligen Österreich-Ungarn geboren, war Architekt, Künstler, Designer, Bühnenbildner und Theoretiker. Kiesler hat gängige Kategorien stets in Frage gestellt und bewegte sich meist an den Schnittstellen zwischen den Kunstgattungen. Seine Ausstellungsobjekte und Bühnenbilder sind räumlich und erzählen seine Zukunftsvisionen. So präsentierte er bei der Ausstellung Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes, zu der er von Josef Hoffmann eingeladen wurde, sein Zukunftsbild einer frei schwebenden Stadt anhand eines Modells. In New York plante Kiesler, nach seinem Auswandern in die Staaten, 1929 die Seitenwände und die Decke eines Kino-Auditoriums als Projektionsflächen mit einzubinden und entwarf so ein frühes Beispiel von Virtual Reality. Schwebende Schreibtische, elektro-mechanische Theaterkulissen und biomorphe Raumstrukturen reihen sich in sein transdisziplinäres Œuvre ein. Die Kuratoren Gerd Zillner, Peter Bogner und Dieter Bogner erkennen in Kieslers visionären Beiträgen eine grosse Wirkungskraft, die bis heute die internationale Kunst-, Theater- und Architekturgeschichte zu beeinflussen vermag.
Die Ausstellung Wiederentdeckte Moderne I. Friedrich Kiesler: Architekt, Künstler, Visionär ist vom 11. März bis zum 11. Juni im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen.