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Urbane Träumereien
Elementares in die Stadt zurückbringen, Pflanzen und Tiere, Feuer und Wasser – das ist die Triebfeder hinter den vierzehn Entwürfen der Brüder Ronan und Erwan Bourcoullec, die derzeit in der Feuerwache des Vitra Campus in Weil am Rhein zu bestaunen sind: Die Modelle zeigen «urbaner Fiktionen», begrenzter Eingriffe, die neue Freiräume innerhalb der Stadt eröffnen sollen.
Text: Elias Baumgarten – 11.10.2016
Bilder: Studio Bouroullec
Am vergangenen Freitag wurde in Zaha Hadids Feuerwache auf dem Vitra Campus in Weil die Ausstellung «Rêveries Urbaines», zu Deutsch «Urbane Träumereien», mit einer Presskonferenz und anschliessenden Führung durch Ronan und Erwan Bouroullec eröffnet. Mit Ihren Gestaltungen wollen die Brüder natürliche Elemente in den Stadtraum zurückzubringen. Dadurch könnten neue Räume entstehen, die kreativ bespielt werden können.
Neue innerstädtische Freiräume aufspannen
Alle vierzehn Entwürfe zielen darauf ab, Natur in die Stadt (zurück-) zubringen und neue Freiräume aufzuspannen. Sie werden jeweils von spezifischen Geräuschkulissen wie spielenden Kindern, Vogelgezwitscher oder rauschendem Wasser untermalt. Beim Projekt «Lianen» ranken Kletterpflanzen entlang einer zwischen Laternenpfählen gespannten Seilkonstruktion und definieren so einen ephemeren Raum. Beim «Hängenden Wald» hingegen wachsen Bäume und andere Pflanzen auf runden, fragilen Plattformen, während eine weitere Gestaltung rotierende Flächen zeigt, die mit zentralem Klettermast und strahlenförmig angeordneten Seilen zur Spielfläche für Flaneure werden sollen. Ausserdem gibt es zwischen Masten eingehängte Rohre zu sehen, durch die Wasser rauscht und wabenförmige «Wolken» aus denen nach oben und unten Pflanzen wuchern. Weil die Gestaltungen in Weil oder Basel genauso funktionieren sollen, wie in Kopenhagen oder andernorts, spannen sie unprogrammierte Freiräume auf, die verschiedensten Nutzungen offenstehen und zu einer kreativen Aneignung auffordern.
Ein spielerischer Zugang
Viele der Modelle — beispielsweise die drehenden Schreiben — lassen sich als kleinmassstäbliche Auskopplungen aus Constants New Babylon-Projekt lesen. Auch wenn Ronan und Erwan Bouroullec bei ihrer Führung durch die Ausstellung recht allgemein von architektonischen Stadtvisionen und Utopien als Inspirationsquellen ihrer Arbeiten sprachen und ihre Modelle mit einem Augenzwinkern «ein bisschen naiv» nannten, so scheinen sie doch besonders bei Constant Anleihen gemacht und einen unbekümmerten, spielerischen Zugang zu den Arbeiten des Niederländers gefunden zu haben. Ihre Gestaltungen reihen sich damit in eine lange Traditionslinie phantastischer, teils «schwebender» Stadtvisionen ein.
Mehr zu «schwerelosen» Stadtvisionen in Kunst und Architektur lesen Sie bald in archithese 4.2016, die am 1. Dezember erscheint und um das Thema Science Fiction kreist.