Erlebbare Landschaft im Museum
Im aut. architektur und tirol in Innsbruck läuft seit Ende Juni 2017 die Schau Relations, entworfen vom international tätigen Architekturbüro Snøhetta. Sie nimmt sich dem Thema der «sozialen Landschaft» an.
Text: Cyrill Schmidiger – 3.7.2017
Das vielfältige Œuvre des norwegischen Studios zeichnet sich durch den Anspruch aus, Architektur als gebaute Landschaft erlebbar zu machen: Snøhetta gestaltet Räume, die immer auch auf städtebaulicher oder sozialer Ebene relevant sind und aktuelle gesellschaftspolitische Fragen diskutieren. Entsprechend diesem interdisziplinären Ansatz sucht das Osloer Büro bewusst den Austausch mit Künstlern und Handwerkern, mit Soziologen und Landschaftsplanern. Der Entwurfsprozess basiert somit nie auf einer alleinigen Autorenschaft, sondern ist immer das Produkt einer pluralistischen Herangehensweise.
Die Schau Relations macht diesen Ansatz sichtbar: Im aut. baute Snøhetta eine «soziale Landschaft» als 1:1-Intervention, auf der das Publikum liegen, sitzen und gehen kann. Räume und Strukturen werden bespielt und in einen neuen Kontext gestellt, konventionelle Nutzung kritisch hinterfragt. Referate, Konzerte und Theaterperformances brechen die gewohnte Raumwahrnehmung auf und machen die «soziale Landschaft» stetig neu erlebbar.
Nebst diesem interaktiven Projekt zeigt die Ausstellung auch zahlreiche weitere Projekte des norwegischen Büros: Entwürfe, Modelle und Fotos dokumentieren dessen breites Schaffen, das von kleinmassstäblichen Arbeiten, beispielsweise einer Jagdhütte mitten in den skandinavischen Bergen, über städtebauliche Interventionen bis hin zu repräsentativen Bauten reicht. Egal ob es sich um das Opernhaus in Oslo handelt oder um die Neugestaltung des Times Square – immer erkennt man den entwurfsphilosophischen Grundsatz von Snøhetta: “Our projects are examples of attitudes rather than designs. They are samples in a series of contextual examinations rather than isolated masterpieces. They are associative rather than symbolic. They are comments rather than statements. Every story told is a shared experience of contemporary conditions set within a given frame.“