«Ich suche Bilder, auf denen eingeschriebene Zeit sichtbar wird.»1
Die Ausstellung Silent Transition der Fotostiftung Schweiz in Winterthur zeigt noch bis zum 16. Oktober ausgewählte Arbeiten des künstlerischen Œuvres von Georg Aerni. Seine Fotografien machen im Spannungsfeld von Natur und Kultur die Spuren beider Akteurinnen sichtbar und beleuchten Metamorphosen von Landschaften, Bauwerken und urbanen Räumen.
Text: Stephanie Bär, 2. September 2022
Großformatig präsentieren sich in den Räumen der Stiftung Georg Aernis Fotografien. Gezeigt werden Einzelwerke und Serien der letzten elf Jahre, meist frontal aufgenommen, klare Linien sind zu sehen. Abgebildet werden Landschaften und Bauwerke, teils verlassen, teils Ruinen. Sie verweisen auf Zusammenhänge, die dem menschlichen Einfluss entrissen sind. Dabei lenken sie den Fokus auf das Überwucherte, Angeschwemmte und Erstarrte. Aernis Blick bleibt stets nüchtern, der Ausschnitt durch seine Arbeit mit der technischen Kamera präzisiert. Seine Fotografien bilden schleichende Prozesse ab – silent transitions – und halten den jeweiligen Zustand fest. Dabei bezieht sich das Prozesshafte auf das gegenseitige Wirken von Natur und Kultur. Wir blicken auf eine informelle Siedlung Kairos, Berglandschaften oder eine von Gewächshäusern und Plastikplanen überdeckte Region in Almería. Die Grenzen zwischen Natürlichem und Künstlichem verschwimmen schnell.
Der Fotograf zeigt mit seinen Bildern klimapolitische Aktualität und lässt die Betrachtenden mit Staunen und Ironie zurück, ohne dabei moralisch zu werden. Vielmehr agiert Aernis Bildsprache für sich. Sie schafft einen assoziativen Raum innerhalb der Ausstellung. Und sie gibt uns einen geschärften Blick auf (Kultur-)Landschaften, zumindest für den Moment.
1 Jürgen Trösch und Peter Pfrunder im Gespräch mit Georg Aerni, Ausstellungsbroschüre zur Ausstellung Georg Aerni. Silent Transition, Fotostiftung Schweiz, Winterthur, 2022
> Mehr Informationen zur Ausstellung Georg Aerni – Silent Transition unter fotostiftung.ch