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Schnittig

Geht es um die Darstellung von Architektur (gegenüber Laien), hat sich das Rendering als Medium durchgesetzt. Leider verrät es wenig über das konstruktive Moment der Architektur. Das Buch Look Inside macht Lust auf die Schnittperspektive als mögliche Alternative. 


Text: Jørg Himmelreich – 4.4.2017

Architektur wird derzeit meist in Form üppiger und belebter Renderings kommuniziert. Urbane und glückliche Menschen bevölkern Plätze und Freiräume, flanieren, lachen, spielen und treiben Sport. Doch was genau lernt man dabei über die Qualität der Innenräume, die Tiefe einer Fassade oder das konstruktive Moment der Architektur? Wenig. 
Dabei ist es gerade bei den immer kompakter und komplexer werdenden Bauten wichtig, zu verstehen, wie die Innenräume angeordnet sind und als Raumfolgen funktionieren. Dazu bietet sich die Schnittperspektive an. Bisher war sie fast ausschliesslich in Reiseführern der Serien Vis a Vis von Dorling Kindersley oder der Dumont visuell Serie zu finden.
Dabei könnte sie bei der Vermittlung neuer Bauten gegenüber einem grösseren Publikum hilfreich sein. Ein gutes aktuelles Beispiel ist die Elbphilharmonie in Hamburg. Um verständlich zu machen, welche vielfältigen und komplexen Raumgefüge sich im Backsteinsockel und dem gläsernen Aufbau verbergen, haben Herzog & de Meuron eine Schnittperspektive in Umlauf gebracht. Sie erklärt, durch welche Sequenz die Besucher über Rolltreppe, Plaza durch die piranesihafte Welt des Foyers bis ins «Wespennest» des Konzertsaales gelangen. 

 

Look inside
Auch ein neues Buch des gestalten Verlages trommelt nun für die Schnittperspektive und zeigt deren Qualitäten deutlich auf. Die Herausgeber, die bekannten Informationsdesigner und Brüder Juan und Samuel Velasco haben eine spannende Auswahl von Explosionszeichnungen, perspektivischen Schnitten und ergänzenden Infografiken versammelt und machen neben Architektur auch Fahrzeuge und Lebewesen transparent.
Den Zeichnungen ist ein Text von Arnhem Land vorangestellt. Er berichtet, dass die Schnittillustration bereits vor 28 000 Jahren genutzt wurde, um Dinge zu visualisieren, die dem Auge von aussen verwehrt bleiben. Das Buch macht die Geschichte und Theorie der Schnittperspektive greifbar. Und vor allem Lust, sie wieder stärker als Tool zur Visualisierung neuer Projekte einzusetzen. 

 

In archithese Swiss Performance 2017 führt Jørg Himmelreich durch die Elbphilharmonie und erklärt Ihre neue Scharnierfunktion für Stadt und Hafen von Hamburg.

Dirk Hebel hat mit den Studierenden seines Entwurfsstudios an der ETH Zürich einen VW Golf zerlegt, um verschiedenste Techniken des Fügens zu analysieren. Diese physische Explosionsübung ist zu sehen auf dem Cover von archithese 2.2016 Bildungslandschaften

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