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Schlichte Kulturboxen

David Chipperfield ist ein Meister der strengen Form. Mit dem Carmen Würth Forum in Baden-Württemberg entsteht erneut ein klassizistisch inspirierter Bau aus seiner Feder. Das Kultur- und Kongresszentrum zeichnet sich durch eine reduzierte Architektursprache aus, die mancheinen vielleicht an Ludwig Mies van der Rohe erinnert.

 

Text: Cyrill Schmidiger – 28.7.2017

 

Architektonisches Etikett
Es ist eine typische Chipperfield-Gestaltung – einfache Form, monumentale Geometrie und strenge Proportionen prägen sie. In unmittelbarer Nähe des Konzernareals der Firma Adolf Würth entsteht ein neues Gebäude mit einer betont horizontalen Struktur. Damit reagiert es auf die Weite der umgebenden Landschaft und passt sich harmonisch in die Natur ein. Am 18. Juli wurde nach achtzehnmonatiger Bauzeit der erste Abschnitt eingeweiht – pünktlich zum 80. Geburtstag von Carmen Würth, der Gattin des Bauherren und Unternehmers Reinhold Würth.

 

Sozialer Raum
Das neue Kultur- und Kongresszentrum umfasst neben einer Veranstaltungshalle für 2 500 Personen und einem Kammermusiksaal mit 600 Plätzen auch einen Skulpturengarten sowie einen Festplatz für Open-Air-Events. Chipperfield konzipierte das Forum als Ort der Begegnung und spannte einen Raum für gemeinschaftliches Leben auf. Nicht nur formal, sondern auch programmatisch bezieht sich der Brite auf das antike Griechenland. Entstanden ist nämlich eine Art Agora.

 

Baukulturelle Referenzen
Chipperfield intendiert nach eigner Aussage mit seinen Werken eine dauerhafte Architektur und distanziert sich von modischem Design. So ist es nur konsequent, dass sich sein neustes Projekt durch eine einfache, abstrahierende Sprache charakterisiert. Es scheint, als sei hier alles den funktionalen Prinzipien untergeordnet – eine Entwurfsphilosophie ganz nach dem Credo form follows function also. Materielle Schlichtheit und diskrete Gestaltung bestimmen die Ästhetik sowohl aussen als auch innen. Die vom Foyer aus erschlossene und intim gestaltete Kammermusikhalle ist komplett mit Nussbaumholz bekleidet – taktvoll und reduziert à la less is more. Assoziationen an Mies van der Rohe sind ferner durch das von klaren Linien geprägte Aussenbild gegeben. Denn daraus resultieren Parallelen etwa zum Illinois Institute of Technology (IIT) in Chicago. Die Betonmauern, die den südlichen Aussenplatz seitlich umfangen, erinnern in ihrer Anordnung hingegen an den Barcelona Pavillon.
In einer zweiten Bauphase folgen nun das Konferenzzentrum und das Museum für die Kunstsammlung der Familie Würth. Die schlichte Kulturboxen nehmen weiter Form an.

 

> Anlässlich der Erweiterung des Zürcher Kunsthauses gab David Chipperfield der NZZ ein Interview. Lesen Sie die Zusammenfassung.

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