Dorothea Braun/Conradin Weder: Haus in Thayngen
Geschickt in die Topografie eingefügt, ist in Thayngen – den meisten als Grenzübergangsort Richtung Deutschland bekannt – seit jüngstem ein bemerkenswertes Einfamilienhaus, als Erstlingswerk des jungen Basler Büros Braun/Weder entstanden.
Für Braun/Weder ist es nach den für ein junges Architekturbüro typischen Umbauten das erste eigenständige Bauprojekt; für das Paar ist es – so hätte man früher gesagt – ein Alterssitz. Die Kinder sind aus dem Haus, und der Arzt hat seine Praxis in der Umgebung von Winterthur unlängst aufgegeben. Seine Familie stammt aus Thayngen; seine Grosselterngeneration arbeitete noch im Kiesabbau. Dieser wurde dort vorgenommen, wo nördlich des historischen Dorfkerns die Strasse nach Barzheim abzweigt. Die einstige Hangkante ist heute dicht bewaldet, wobei es sich nicht um eine systematische Anpflanzung handelt, sondern um die Folgen von postindustrieller Spontanvegetation. Oberhalb dieses inzwischen stattlichen Forststücks und damit direkt angrenzend an das noch vorhandene Familienland konnten die Auftraggebenden den unbebauten Teil eines Nachbargrundstücks erwerben. Die Lage ist exzeptionell: Die Parzelle fällt nach Norden (zum Wald) und nach Westen (zum Dorf hin) steil ab, Richtung Osten schliessen sich unmittelbar Felder und Weiden an, nur Richtung Südosten steht eine direkte Nachbarbebauung. Diese spezielle Situation mit ihren ganz unterschiedlichen Ausblicken war für Braun/Weder einer der Ausgangspunkte des Entwurfs. Der andere waren die speziellen Raumwünsche des Paars.
Geschickt in die Topografie eingefügt, zelebriert das Gebäude die Ausblicke und wird zugleich den speziellen Wünschen der Auftraggeberschaft gerecht. Poetische Kraft erwächst dem Projekt durch den sensiblen Umgang mit Material und Proportion, schreibt Hubertus Adam in seiner Rezension für die aktuelle Ausgabe 1.2022 Swiss Performance von archithese.
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