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Reisen mit der Flaschenpost

Die Firma Hyperloop One aus Los Angeles hat einen Vertrag zur Realisierung eines neuen Transportsystems mit Dubais Roads and Transport Authority unterzeichnet. Künftig sollen vollautomatisch gesteuerte und elektrisch angetriebene Kabinen, welche auch auf gewöhnlichen Strassen fahren können, den Golfstaat mit dem Nachbarn Abu Dhabi verbinden. Der Clou: Innerhalb von Röhren mit Unterdruck sollen die Pods Geschwindigkeiten von bis zu 1 100 km/h erreichen können, was einer Reisezeit von nur 12 Minuten für eine Strecke von über 100 km entsprechen würde – eine Strecke für die derzeit zwei Stunden Autofahrt nötig sind. Das dänische Architekturbüro Bjarke Ingels Group hat bereits architektonische Ideen entwickelt, wie die Knotenpunkte und Stationen aussehen könnten.

 

Text: Jørg Himmelreich – 9.11.2016
Visualisierungen: BIG 

 

Hyperloop ist ein neues vollautomatisches Verkehrssystem, welches in der Zukunft Menschen und Güter transportieren soll. Auf der Strasse sollen die Kapseln ebenso fahren können wie ich Röhren mit Unterdruck. In diesen «Röhrenhighways» des Hyperloop-Systems soll Unterdruck herrschen und ermöglichen, dass die Kapseln mit geringem Energieaufwand Geschwindigkeiten von bis zu 1 100 km/h erreichen können. Bei den Fahrzeugen sollen gewöhnliche Elektromotoren zum Einsatz kommen. Ziel ist es einen öffentlichen Verkehr zu schaffen, der den Komfort privater Limousinen bietet und zugleich die Wartezeiten auf ein Minimum reduziert. Passagiere rufen einfach den nächsten freien Pod zu sich, fahren mit ihm über konventionelle Strassen zu den Knotenpunkten des Röhrensystems und werden dort auf Transporter verladen, welche die Kapseln durch die Röhren schiessen. Auf die selbe Art sollen Waren durch die grosse Flaschenpost gejagt werden – mit dem entscheidenden Unterschied, dass nicht Luftdruck das Gefährt schiebt, sondern eben das Fehlen von Luft das schnelle gleiten sicherstellen soll. «Das Unternehmen nahm 2014 als Start-up in einer Garage seinen Anfang. Mittlerweile beschäftigt die Firma 200 Mitarbeiter an drei Standorten in Los Angeles und Nevada.» So heisst es auf der Homepage. In Wahrheit steckt jedoch Unternehmer Elon Musk dahinter. Er stellte das Konzept im August 2013 erstmals vor. In der ersten Version sollte jedoch ein Zug durch die Röhre flitzen und nicht eine Kette von Elektroautos.

 

Mit Highspeed in die totale Suburbanisierung
Die Road and Transport Authority Dubais hat eine Studie in Auftrag gegeben und prüft derzeit die Realisierbarkeit eines Hyperloop-Systems zwischen Dubai und Abu-Dhabi. Dazu hat die Firma im Mai 2016 mit dem Architekturbüro BIG und Unternehmensberater McKinsey zusammengespannt. Die Dänen haben Ideen entwickelt, wie die Portale aussehen könnten. Damit sind die Stellen gemeint, an denen die Pods von der gewöhlichen Strasse in die Unterdruckröhren wechseln. BIG hat auch Ideen für die Innengestaltung der Fahrzeuge entworfen, in denen bis zu sechs Personen Platz finden sollen. «Mit Hyperloop kann die Stadtplanung weit ab der Zentren stattfinden, weil physische Distanzen eleminiert werden», schwärmt Jakob Lange, Partner bei BIG. Bei allen Vorteilen des Systems, die offensichtlich sind, scheint dies zugleich Fluch wie Segen zu sein. Denn dem suburbanen Sprawl wird der Hyperloop keinen Einhalt gebieten, sondern ihm weiteren Vorschub leisten.
Als mögliches Datum der Realisierung der Strecke in Dubai wird Oktober 2020 genannt. Doch bis dahin gilt es noch einige technische Test zu absolvieren. Auch bezüglich der Kosten und Sicherheit sind noch Hürden zu nehmen. John Hansman, Direktor des MIT International Center for Air Transportation beispielsweise sieht die Kosten als viel zu gering angesetzt und Markus Hecht von der TU Berlin meint, es sei unmöglich die Ableitung der Wärme der Züge durch die luftleere Röhre zu gewährleisten und hat Bedenken, dass in einem Notfall die Reisenden nur schwer aus den Röhren befreit werden könnten. Im kommenden Jahr will Hyperloop One eine Teststrecke in der Wüste von Nevada in Betrieb nehmen. Dann wird sich zeigen, ob ihr Konzept mehr ist als Zukunftsmusik.

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