Raum und Struktur erleben
Auf der aktuellen, pandemiebedingt verspäteten Expo Dubai 2020 steht vermehrt Szenografie und ebenso hilfloses wie redundantes Ländermarketing im Vordergrund. Der Auftritt der Schweiz? Ein architektonisches und szenografisches Desaster. Wie anders verhielt es sich mit den Pavillons von Peter Zumthor 2000 in Hannover oder Buchner Bründler 2010 in Shanghai! Doch ein Gebäude lohnt die Reise an den Persischen Golf.
Die Expo 2020 – eine Übersicht
Die Expo 2020 ist die erste Weltausstellung in einem arabischen Land. Somit wird eine andere Gewichtung und Präsenz der teilnehmenden Länder impliziert: Mit dem grössten Länderpavillon, entworfen von Santiago Calatrava und ikonisch orientiert an einem weissen Falken, treten die Emirate selbst in Erscheinung, Platz zwei hat sich Saudi-Arabien mit einem Gebäude gesichert, das wirkt, als sei ein gigantischer Quader diagonal in den Boden gerammt worden (Architektur: Boris Micka).
Ein erfrischender Ansatz durch Bahrain
Bahrain ist dasjenige Land der Golfregion, das erst in den vergangenen Jahren auf internationalen Ausstellungen von sich reden gemacht hat. Seine Beiträge auf der Architekturbiennale zählten jüngst zum Besten, was es in Venedig zu sehen gab. Und ein absolutes Highlight auf der Weltausstellung in Mailand 2015 war der Pavillon des jungen niederländischen Architekten Anne Holtrop. Aus Betonfertigteilen erstellt, wurde der temporäre Bau inzwischen nach al-Muharraq versetzt, der ältesten Stadt von Bahrain. Hinter dem Bauprojekt standen die Präsidentin der Bahrain Authority of Culture and Antiquities, Sheika Mai bint Mohanmed al Khalifa, und die aus Palästina stammende, in der Schweiz ausgebildete Mitarbeiterin, die Architektin Noura Al-Sayeh, die als Direktorin für die zeitgenössischen Architekturprojekte zuständig ist.
Mit einem radikalen zugrundeliegenden Konzept
Christian Kerez hat den Direktauftrag für den Pavillon des Königreichs Bahrain auf der Weltausstellung in Dubai erhalten. Dass sein im besten Sinne radikales Konzept auch umgesetzt werden konnte, ist der Offenheit der Auftraggeber*innen zu verdanken – Ähnliches vermag man auf der Weltausstellung sonst kaum auszumachen: den Glauben an die Kraft der Architektur. Es geht hier nicht um Szenografie oder um ebenso hilfloses wie redundantes Ländermarketing, sondern um das räumliche Erlebnis an sich, schreibt Hubertus Adam im aktuellen Heft 1.2021 von archithese, der Ausgabe Swiss Performance.
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