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Nidfeldhöfe

Auf einem über Jahre brach liegenden Areal im Süden der Agglomeration Luzerns, eingeklemmt zwischen der stark frequentierten nationalen Nord-Süd Achse und einer gewerblich-industriell geprägten Bebauung, könnte attraktives Wohnen und Arbeiten durchaus nur schwer vorstellbar sein. Dennoch beschloss – den städtebaulichen Störfaktoren trotzend – die Eigentümerin des Areals ein Quartier für ein «urbanes Publikum» zu schaffen und sieht die Stärke des 42 000 Quadratmeter grossen Areals im verkehrstechnisch gut vernetzten Standort. Die natürliche Idylle und das städtische Flair soll indes durch die Gestaltung von Emanuel Christ und Christoph Gantenbein geschaffen werden, die mit einer starken städtebaulichen Lösung und hohem Wohnungsmix den Studienauftrag für sich entscheiden konnten.

 

Text: Anne-Dorothée Herbort – 29.6.2017

 

Wohnen, Transportieren, Arbeiten und Schwimmen
Im mehrheitlich gewerblich-industriell geprägten Süden von Luzern, möchte Coop in den nächsten vier Jahren ein Grossprojekt auf einem seit über zehn Jahren brach liegendem Areal entstehen lassen. Ein 60-Meter-Hochhaus und acht weitere Gebäude sollen insgesamt Platz für rund 500 kleine Wohnungen, Büros, Gewerbe, eine Wellness- und Fitnessanlage und ein Hotel geben. Im Süden der 42 000 Quadratmeter grossen Fläche, starten bereits im Juli die Tiefbauarbeiten für den gewerblichen Abholungs- und Belieferungsgrosshaldel der Eigentümerin des Baugrunds. Diese rechtwinklige Industriehalle sollte in die Gesamtgestaltung des Projekts aufgenommen werden. Im nächsten Jahr soll bereits das Baugesuch für die restliche Überbauung vorliegen und in drei Jahren die ersten Einheiten bezogen werden.

 

Aus Industriebrache wird pulsierendes Zentrum
Das Areal Nidfeld liegt zwischen Autobahn und Gewerbebauten an einer städtebaulich schwierigen Lage, aber gleichzeitig in einem der wichtigsten Entwicklungsgebieten der Stadtregion Luzern. Das Gebiet befände sich am Anfang einer umfassenden Transformationsphase zu einem attraktiven, gemischt genutzten Stadtteils der grössten Stadt der Innerschweiz. Die geplante Überbauung solle für die umliegende Region, sowohl städtebaulich wie auch architektonisch eine «Trouvaille» darstellen, so die Auslober. Mit dem Hochhaus – gut sichtbar von der Autobahn – solle das Projekt sogar international wahrgenommen werden. Zudem handle es sich um einen sehr gut erschlossenen Standort, der bei jungen Leuten und Unternehmern durchaus attraktiv sein werde, beteuert die für die Entwicklung des Areals zuständige Immobilienfirma Losinger und Marazzi. Dementsprechend soll allen voran ein hoher Mix an unterschiedlich geschnitten kleinen Wohnungen für Singles geschaffen werden. Trotz der energieverschlingenden Fitness- und Wellnessanlage, wird ein 2 000-Watt Areal mit Minergie-P Standard angestrebt.
Sehr hohen Wert bemessen die Auslober des Studienauftrages auch der Gestaltung der Freiräume. Das Areal soll zu einer vielfältigen «grünen Oase» umgewandelt werden.

 

Kräftig durchmischt
Das Siegerprojekt von Christ & Gantenbein besticht allem voran durch die starke städtebauliche Lösung. Die Basler Architekten schlagen schlanke Körper vor, die sich zum Einen in ihrer Linearität auf den grossmasstäblichen Verkehrsraum der Autobahn beziehen und zum Anderen so positioniert sind, dass drei unterschiedlich grosse Höfe entstehen. Der Freiraum fliesst von einem Aussenraum zum nächsten und bricht so die geschlossene Hofbebauung auf und vermag die Grossformen angemessen proportioniert erscheinen.
Um die Wohnungen vom Lärm der Autobahn abzuschirmen teilen Christ&Gantenbein die unteren Geschosse des Hochhauses längsseitig. Die Büros sind gegen Westen zur Autobahn hin orientiert und die Wohnungen – die separat erschlossen sind – gegen Osten. Darüber hinaus würdigt die Jury das vielseitige Angebot unterschiedlicher Wohnungen. Die Grundrisse böten von Penthouse und Maisonette über Durchdiener zu dreiseitig orientierten Wohnungen ein durchmischtes Angebot.
Alle weiteren Mitbewerber scheiterten indes an der städtebaulich kniffligen Aufgabe, zu beliebig «heterogen» oder zu «grossmasstäblich» lautete die Kritik der Jury.

 

Die Ausstellung aller Projekte ist vom 29. Juni bis am 1. Juli im Kulturzentrum Südpol zu sehen.

 

 

Teilnehmer am Studienauftrag:
Burkhalter + Sumi Architekten, Zürich
Christ & Gantenbein, Basel
Deon Architekten AG, Luzern
Germann Achermann, Altdorf
GKS Architekten und Schneider + Schumacher Luzern und Frankfurt
Studio di Architettura Vittorio Lampugnani, Mailand und Baukontor, Zürich

 

 

> Christ & Gantenbein verstehen ihr Handwerk auch im Museumsbau und konnten in Zürich das Landesmuseum und in Basel das Kunstmuseum erweitern. In archithese 1.2017 Swiss Performance lesen Sie zwei Beiträge zu diesen im letzten Jahr eröffneten Bauten von Elias Baumgarten und Anne-Dorothée Herbort. 

 

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