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Neues im Bekannten bergen

Frank Lloyd Wright war einer der einflussreichsten Architekten des 20. Jahrhunderts. Seine Thesen zu Städtebau, Politik und Natur fanden weltweit grosse Beachtung. In diesem Jahr hätte er seinen 150. Geburtstag gefeiert. Zahlreiche Ausstellungen und Publikationen haben das Œuvre des amerikanischen Gestalters bereits aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Das New Yorker Museum für Moderne Kunst wagt sich an eine weitere Werkschau. Sie soll eine neue Lesung und kritische Besprechung von Wrights Arbeiten bieten.

 

Text: Alexander Luckmann – 13.7.2017
Bilder © Frank Lloyd Wright Foundation, Scottsdale (sofern nichts anderes angegeben)

 

Unbekanntes über einen bekannten Architekten bergen
Wright ist vielleicht der bekannteste amerikanische Architekt, nicht nur innerhalb der Architekturszene, sondern auch beim breiten Publikum: die Lehre bei Sullivan, der Prairie Style, die persönlichen Krisen und die Selbsterneuerungen sind bereits vertraut. Hunderte (Fach-) Bücher wurden darüber geschrieben, Fernsehsendungen ausgestrahlt und Radioprogramme gesendet. Und auch Barry Bergdoll – Kurator der aktuellen Ausstellung – hat bereits vor drei Jahren für das MoMA eine Wright-Schau auf die Beine gestellt. Die neue Schau im MoMA will keine Werkschau zu Wrights sein. Stattdessen soll Neues geborgen werden.

 

Blick ins Archiv
Warum dann aber überhaupt eine neue Ausstellung? Der Auslöser war die Verlegung des Wright-Archivs von Taliesin West zum Avery Architekturarchiv der Columbia University und des MoMA. Die beiden Institutionen besitzen nun zusammen das Archiv. Bergdoll, Professor an der Columbia und Kurator beim MoMA in Personalunion, fiel die Aufgabe zu, dem Publikum einen Einblick zu gewähren. Dafür hatte er aus mehr als 400 000 Objekte auszuwählen. In die Schau geschafft haben es schlussendlich 450 Exponate – darunter Skizzen, Modelle, Gemälde, Tischwäsche und Möbel. Einige der Objekte werden tatsächlich zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Daraus ist eine Anthologie entstanden, die zu faszinieren vermag, weil sie die grosse Bandbreite der Wright'schen Arbeiten aufzeigt.

 

Diskussionsgrundlage
Zwei nicht realisierte Projekte, welche diesen Reichtum besonders eindrücklich zeigen, sind das Lake Tahoe Resort im Norden Kaliforniens (1924) und das Rogers Lacy Hotel im texanischen Dallas. Ersteres erinnert an ein Chalet – passend für einen rustikalen Kurort. Trotz seinen geometrisch dekorierten Details erzählt dieses Ferienhaus von zurückgezogenem, einsamen Leben in karger Gebirgslandschaft. Eine Zeichnung aus dem Jahre 1947 von John Howe hingegen, zeigt das Rogers Lacy Hotel, welches mit seinen eleganten Glasschuppen auch aus dem Büro von Adrian Smith und Gordon Gill, von Diller Scofidio + Renfro oder einem anderen führenden zeitgenössischen Studio hätte stammen können. Hier ist das Lebensideal nicht einfach und ländlich sondern elegant, weltlich, modern. Es ist das passende Selbstbild für Dallas, eine Stadt die nicht mehr nouveau riche, sondern einfach riche sein wollte. Wright verstand es, seine Architektur auf Mythen der Vergangenheit, der Zukunft, des Fortschritts, der Stadt, des Landes, und allem voran Amerikas aufzubauen. Diese zwei Zeichnungen schildern auf brillante Weise zwei völlig entgegengesetzten Welten. Das scheinbare Paradox erinnert an die Worte Walt Whitmans, dem anderen grossen, von der amerikanischen Landschaft faszinierten Künstler: «Ich enthalte Vielfalten.» Andere Teile der Ausstellung erforschen diese unterschiedlichen Facetten, in dem sie Wrights Landschaftsarchitektur, Modelle und automatisierten Bausysteme unter die Lupe nehmen. Sie geben somit auch Einblick in seine sozialen und politischen Visionen.
Schliesslich werden Wrights Gestaltungen anderen Werken aus dem Archiv des MoMA gegenübergestellt, um sie zu verorten und in einen Diskurszusammenhang zu rücken. Dadurch soll eine öffentliche Debatte über das Gesamtwerk Wrights in Schwung gebracht werden, so die Ausstellungsmacher.

 

Die Ausstellung Frank Lloyd Wright at 150. Unpacking the Archive ist bis zum 1. Oktober 2017 im MoMA in New York zu sehen.

 

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