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Neues Feingefühl

Elf Schweizer Büros sprechen beim archithese Pecha Kucha im S AM über ein aktuelles Projekt.

 

Text: Jørg Himmelreich – 24.3.2016

 

Es ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten schwieriger geworden, neue Strömungen in der Architektur zu benennen – sei dies in der Schweiz oder in Europa allgemein –, erscheint doch das Bauen (verglichen beispielsweise noch mit den 1990er-Jahren) als immer weniger regional determiniert. Sucht man dennoch nach Gemeinsamkeiten und «Schulen», läuft man als Redaktion oder Forscher Gefahr zu verallgemeinern oder sich zu einseitig auf formale Ähnlichkeiten zu beziehen. Und doch zeigen sich ab und an thematische Verdichtungen und gemeinsame Stossrichtungen kristallisieren sich heraus. Dann kann es lohnen, den Versuch einer Diskursverdichtung zu wagen und gemeinsame Intentionen zu verbalisieren.

 

Klischees und Feinheiten
Als die Redaktion der archithese vor über einem Jahr von einem deutschen Verlag angefragt wurde, einen Beitrag für ein Buch zu schreiben, das die besondere «Schweizer Sensibilität» in der Architektur im Fokus haben sollte, schien uns dies lediglich auf das Wiederholen etablierter Narrationen abzuzielen und den Blick auf bereits benannte und bekannte Phänomene der 1990er-Jahre zu richten. Entsprechend uninteressant erschien uns der Ansatz. 

Und doch hat die Frage in der Redaktion eine Reihe von Beobachtungen ausgelöst. Spätestens im Laufe der Vorbereitungen zur Swiss Performance 16 lag uns eine spannende Gruppe von Um- und Neubauten vor, bei denen wir tatsächlich eine neue Sensibilität entdeckten – im Umgang mit dem Bestand oder ihrem Kontext. Das mag im helvetischen Diskurs nicht als genuin neu erscheinen, doch fällt eine besondere Balance auf. Und: Zu unserer Freude waren häufig «junge» Büros die Autorinnen.

 

Alt und Neu auf Augenhöhe

Am Umbau eines Kuhstalls und Heuraums zu zwei Wohnungen in Rüegsauschachen lässt sich unsere Beobachtung beispielhaft skizzieren: Das Team von Freiluft Architekten hat dem teils steinernen, teils hölzernen Altbau eine neue betonierte, abstrakt baumartige Struktur eingestellt, die zwar kraftvoll und skulptural ist, sich aber auf keiner der drei Etagen unangenehm in den Vordergrund spielt. Alt und neu sind auf Augenhöhe, beide Zeitschichten haben die gleiche Kraft, sind unabhängig und doch sympathisch komplementär.

Nach und nach entdeckten wir weitere Projekte, bei denen eine respektvolle Rücksichtnahme mit einem kraftvollen Gestaltungswillen auf Augenhöhe ist. Nicht alle sind Umbauten, sondern auch Ersatz- oder Neubauten. Doch ihnen allen ist die erwähnte Balance zwischen gestalterischer Innovation und sensiblem Umgang mit Bestand und Kontext gemeinsam.
Wir haben uns daher bewusst entschieden, sie aus der Swiss Performance herauszulösen und zu einem eigenen Projekt werden zu lassen: Beim Pecha Kucha im Schweizerischen Architekturmuseum in Basel werden unter dem Überbegriff «Neues Feingefühl» acht junge Architektinnen über ihre Projekte sprechen. Sie sind herzlich eingeladen!

 

Bisher haben als Redner zugesagt:

– Martina Wuest (idA Architekten, Zürich)
– Gilbert Isermann (Andreas Fuhrimann  Gabrielle Hächler Architekten, Zürich)
– Martin Bühler (Zürich)
– Tom Munz (St. Gallen)
– Ralph Blättler (Blättler Dafflon Architekten, Zürich)
– Martin Klopfenstein (Freiluft, Bern)
– Sarah Miebach (Miebach Oberholzer Architekten, Zürich)
– Caroline Fiechter (Fiechter & Salzmann Architekten, Zürich)
– Sergio Marazzi (Marazzi Reinhardt Architekten, Winterthur)
– Urs Meister (Käferstein & Meister, Zürich)
– Christian Scheidegger (Atelier Scheidegger Keller, Zürich)

 

Das Pecha Kucha findet am 10. Mai im S AM (Steinenberg 7 in Basel) statt und beginnt um 18 Uhr.
Der Eintritt ist frei und alle Gäste sind anschliessend zum gemeinsamen Apéro eingeladen.
Die Vorträge werden gefilmt und später auf archithese.ch online gestellt.

 
Den Film aller Vorträge können Sie hier anschauen. 

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