Natur versus Tourismus?
Wie gelingt es, Landschaft und Tourismus auf eine nachhaltige Art zusammenzuführen? Diese Frage stellte sich die norwegische Regierung bereits im Jahr 1994. Ab diesem Jahr nämlich startete das Grossprojekt der Nationalen Landschaftsrouten – im Orginal: Nasjonale turistveger – mit einer ersten Planung von Pilotprojekten entlang vier ausgewählter Autostrassen. Fast drei Jahrzehnte später ist das Grossprojekt auf 163 bauliche Intervetionen angewachsen und nähert sich nun in einem finalen Endspurt dem offiziellen Abschluss im Jahr 2024.
186 Projekte entlang von 18 Autostrassen mit zusammengerechnet über 2000 Strassenkilometern soll das Projekt letztendlich bis zum Jahr 2024 umfassen. Die versammelten Projekte können in Grösse, Qualität und Architektursprache jedoch unterschiedlicher kaum sein. Die Bauaufgabe an den unterschiedlichen Orten entlang der Autostrassen bleibt individuell und heikel. Auf der einen Seite mussten die Architekturschaffenden auf den kleinstmöglichen Eingriff in die Landschaft bedacht sein, auf der anderen Seite sollten prägnante, strahlungsfähige Architekturen entstehen. Neben bekannten Büros wie Snøhetta und Reiulf Ramstad oder auch internationaler Unterstützung wie der von Peter Zumthor wurde hierbei vermehrt auch kleineren, unbekannteren Büros das Ruder überlassen. Ziel war es, den Tourismus auch in entlegeneren Gebieten des flächenmässig grossen Landes zu etablieren. Vermarktet wird Landschaft, aufgewertet durch Architektur.
Ob eine solche Inszenierung und Prägung von Natur in der heutigen Zeit – schaut man auf aktuelle Debatten über Nachhaltigkeit und Klimakrise – noch legitim ist: Dieser Frage stellt sich Nicole Müller in der neusten archithese-Ausgabe über Norwegen.