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Welche Auswirkungen auf die Architekturproduktion zeitigen Entwicklungen am Immobilienmarkt? Welchen ökonomischen Grundlagen unterliegen die Gestaltung von Häusern und – auf grösserem Massstab – der Städtebau? Diesen weit gefassten Fragen widmet sich die Konferenz Architecture Matters am 8. und 9. März 2018 in München. Veranstaltet wird sie vom Büro für Architekturkommunikation plan A, das namhafte Vertreter aus Politik, Development und Architektur in die bayerische Metropole einlädt.
Ein Fokus liegt dabei auf der Rollenverteilung und Zusammenarbeit zwischen Entwicklern, Architekten und Politikern.

 

Text: Elias Baumgarten – 16.2.2018

 

Die Konferenz Architecture Matters gliedert sich in zwei Teile: Am 8. März 2018 um 18.30 Uhr wird zum Auftakt das Buch Four Walls and a Roof. The Complex Nature of a Simple Profession in der Alten Akademie an der Neuhauser Strasse 8–10 Vernissage feiern. Es entstand bei AMO, dem Thinktank von OMA, und setzt sich mit der Verflechtung von Stararchitekten in Finanz- und Immobilienmarkt sowie Politik am Beispiel von London, Dubai und Moskau auseinander. Reinier de Graaf von OMA wird das Buch vorstellen. Es basiert auf seinen Erfahrungen. Nadin Heinich, die Organisatorin der Konferenz, wird mit ihm diskutieren.
Am 9. März 2018 findet von 14.00 bis 20.00 Uhr die eigentliche Konferenz im Künstlerhaus am Lenbachplatz 2 statt.

 

Von Geld und Architektur
Das Team von plan A beobachtet einen weltweiten Anstieg des Umsatzes mit Immobilien. «Getrieben von der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten und der Niedrigzinspolitik, drängen nahezu alle vorstellbaren Käufergruppen auf den Markt», schreibt das Büro. Gerade in wirtschaftlich und politisch stabilen Ländern wie der Bundesrepublik führt das zu einer enormen Preissteigerung. Bezahlbarer Wohnraum in den Ballungszentren wird immer knapper. Darum ist es an der Zeit zu hinterfragen, so die Organisatoren der Konferenz, für wen, wo und wie man baue? Elf Vertreter aus Development, Politik, Kultur, Soziologie und Architektur wurden nach München eingeladen, um miteinander zu diskutieren. Im Idealfall soll geborgen werden, was alle drei Player zum Gemeinwohl beitragen können. Auch die Beziehung der am Planungs- und Bauprozess beteiligten Akteuren untereinander soll besprochen werden.

 

Schwarz oder weiss?
Wichtig ist den Veranstaltern, an der Gegenüberstellung von Architekten und Developern zu rütteln: Hier der allein ästhetisch geleitete Architekt, dort der profitgetriebene Entwickler – dieser Dualismus ist nicht sinnvoll, so plan A. Die Veranstalter fordern stattdessen zur Zusammenarbeit auf und formulieren gleichzeitig ein provokatives Statement: Die Architekten müssten in Zeiten der Globalisierung und der Digitalisierung ihre Profession neu denken. Alle Seiten müssten ein Interesse an lebenswerten, aber auch global wettbewerbsfähigen Städten haben. Das klingt nach einer Aufforderung an die Architektenschaft, sich für ökonomische Kriterien viel stärker als bisher zu öffnen. In dieser Aussage steckt Sprengkraft, liegt darin doch zumindest das Risiko, gestalterische Ansprüche ökonomischen Erwägungen unterzuordnen und als Gestalter an Einfluss im Bauprozess zu verlieren.
Es wird spannend sein zu sehen, wie sich die Podiumsteilnehmer dazu positionieren und welche Haltung die geladenen Architekten wie Reinier de Graaf oder Christiane Thalgott dazu einnehmen werden. Und umgekehrt, welche Gewichtung und Rollenverteilung werden die Vertreter aus Politik und Development vorschlagen, etwa Jürgen Bruns-Berentelg oder Ulrich Höller? Welchen Standpunkt werden Kulturschaffende, Soziologen und Philosophen wie Julian Nida-Rümelin, Andrej Holm oder Chris Dercon vertreten?

 

Architektur und Stadtentwicklung
Ein weiterer Themenschwerpunkt soll auf der Architektur als (politisches) Werkzeug zur Stadtentwicklung liegen. Dazu wird die Münchner Stadtbaurätin Elisabeth Merk ihre Vision für die Entwicklung der bayerischen Landeshauptstadt vorstellen und über ihre Gestaltungsspielräume und die Zusammenarbeit mit anderen Playern sprechen. Erion Veliaj, der junge Bürgermeister von Tirana, wird zudem das Entwicklungsprogramm Tirana030 vorstellen, das eine grossflächige Umgestaltung der Stadt vorsieht.

 

Sprechen werden am 9. März 2018:

> Jürgen Bruns-Berentelg, Vorstandvorsitzender der HafenCity Hamburg

> Reinier de Graaf, Partner bei OMA, Rotterdam

> Chris Dercon, Intendant der Volksbühne Berlin

> Ulrich Höller, Vorstandsvorsitzender der German Estate Group, Frankfurt am Main

> Andrej Holm, Soziologe an der Humboldt-Universität, Berlin

> Carsten Loll, Partner bei Linklaters, München

> Elisabeth Merk, Stadtbaurätin München

> Julian Nida-Rümelin, Philosophieprofessor an der Ludwig-Maximilians-Universität, München

> Saskia van Stein, Direktorin der Architekturplattform Bureau Europa, Maastricht

> Christiane Thalgott, ehemalige Stadtbaurätin München

> Erion Veliaj, Bürgermeister Tirana

 

Der Eintritt zur Buchvernissage kostet EUR 85,–. Die Konferenz am 9. März schlägt mit EUR 28,– zu Buche, Studenten zahlen EUR 17,–. Die Tickets können über die Homepage von plan A bezogen werden.

 

> Lesen Sie mehr zur architektonischen Entwicklung Tiranas.

> Ein Bericht von den letztjährigen Debatten bei Architecture Matters.

 

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