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Made in Italy

Die Schweizerische Baumuster-Centrale in Zürich trommelte am 1. Februar für die Mailänder Baumesse MADE-Expo, welche nächste Woche ihre Pforten öffnet. Dazu wurde Vittorio Magnano Lampugnani eingeladen, seine Masterpläne für das Richti-Areal und den Novartis Campus zu erklären und über die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Effizienz zu sprechen – Themen, die in Mailand im Rampenlicht stehen werden.

 

Autorin: Imogen Macpherson – 3.2.2017
Foto: Magnano Lampugnani in der Schweizerischen Baumuster-Centrale

 

Messe für eine effiziente Architektur
An einem regnerischen Mittwochabend anfangs Februar versammelt sich die bauinteressierte Gesellschaft Zürichs in der hell erleuchteten Halle der Schweizerischen Baumuster-Centrale. Rechts neben der Tür liegen geometrisch arrangierte Platten voller italienischer Häppchen, links gedulden sich die Weingläser. Die Stimmung im Raum ist erwartungsvoll, der Beamer brummt, die Präsentation beginnt. Eine sympathische Stimme mit italienischem Flair begleitet die Ausführungen über die MADE-Expo, welche anfangs März dieses Jahres während vier Tagen in Milano stattfinden wird. Sie ist eine internationale Fachmesse für Architektur und die Baubranche, an der sich über 1400 Aussteller in der Hauptstadt der Poebene einfinden. Präsentiert werden Produkte und Baulösungen, welche den modernsten Anforderungen der Nachhaltigkeit und Innovation gerecht werden. Die Messe orientiert sich ganz an dem Leitthema Bautechnik, lo Spirito dellArchitettura wird nicht kulitviert, sondern vorausgesetzt.
Die MADE-Expo hostet verschiedene weiterführende Programme, wie der ARCHMARATHON, ein internationaler Architekturwettbewerb, verschiedene Talks, an denen Vertragswissen für Praktizierende der Baubranche weitergegeben wird, sowie die viertägige Konferenz BuildSmart! inklusive Labs und Workshops zu aktuellen Themen und vieles mehr.
Die Ausstellung bedient sich munter der räumlichen Struktur der Biennale in Venedig, in dem sich die verschiedenen Aussteller in Pavillons ausbreiten, welche wiederum von verschiedenen internationalen Büros entworfen wurden. Ein grosser Unterschied ist jedoch, dass sich die einzelnen Pavillons unter einem grossen Dach befinden, was die Atmosphäre einer Messe verstärkt. Wem die Biennale in Venedig zu konzeptuell und abstrakt war, dürfte sich an der produktorientierten MADE-Expo in Milano besser aufgehoben fühlen.

 

Italianità Elvetica
Das Wort wird an Vittorio Magnago Lampugnani weitergegeben, welcher im Rahmen der Effizienzfrage in der Architektur – die Kernsubstanz der MADE-Expo – zwei seiner Projekte vorstellen soll. Er beginnt in mediterranem Akzent mit seinen Ausführungen, so als hätte er schon tausendmal den Masterplan des Richti-Areals in Wallisellen im Doppelpack mit dem des Novartis-Campus in Basel vorgestellt. Der Professor für Geschichte des Städtebaus am Departement Architektur der ETH bewegt sich gut gelaunt und locker entlang des grossen weissen, mit Materialmustern und Prospekten bestückten, freistehenden Möbels. Der Vortrag war unter dem Titel «Italianità Elvetica. Anatomie von zwei stadtarchitektonischen Projekten» angekündigt und genau das wird geliefert. Rund herum sitzt das Publikum auf hölzernen, kubischen Hockern und Bänken. Die Stimmung ist entspannt da alle schon von diesen Projekten gehört, wenn nicht schon beide besucht haben – man schielt zum Nachbarn und teilt ein wissendes Nicken. Und doch entgleitet dem Vortragenden die Aufmerksamkeit der Anwesenden nicht, da die Darlegung des Architekten selbst in diesem Falle erzählerische Qualitäten birgt. So zeigt der Professor ein Bild seines Lieblingssujets – eine italienische Piazza – und baut seine Masterpläne um diesen Mittelpunkt herum auf. 
Sein Büro konnte jeweils zusätzlich zum Masterplan eine Parzelle der Areale überbauen – In Basel war es die kleinste, in Wallisellen die grösste. Er sei «recht zufrieden» mit diesen Projekten – eine sehr positive Aussage über eine eigene Arbeit. Beim Richti-Areal müsse indes der Hof «noch ein bisschen einwachsen», was auf allgemeinen, raunenden Anklang im Raum stösst. Lampugnani ist zuversichtlich, dass die vorgestellten Masterpläne, obwohl viele Aspekte der Stadt aus dem 19. Jahrhundert entlehnt sind, zukunftstauglich seien. Dies sei natürlich die offizielle Antwort, er selber glaube nicht wirklich an die Dauerhaftigkeit dieses Effizienzwahns. Alle Projekte befänden sich auf dem zur Bauzeit aktuellsten Stand der Technik, alle Anforderungen wären erfüllt, Lüftung, Isolation und Haustechnik sein State of the Art. Die historische Stadt aber erzähle von Dichte und vermittelte ein spezielles Raumgefühl durch ihr Wachstum über die Zeit. Es wäre nicht möglich alle genannten Eigenschaften auf einmal auf eine junge Arealüberbauung zu übertragen. Die einzige Möglichkeit sei, die physischen und räumlichen Qualitäten zu imitieren und anzuwenden. Die Zukunft eines Bauprojektes ist schwierig langzeitlich vorauszusehen, daher betont Lampugnani, wie wichtig es sei, mit den richtigen Spezialisten zusammenzuarbeiten. Man lerne von ihnen, denn sie würden über ein ganz anderes Massstabsdenken als der Architekt verfügen und das Verständnis für die gegenseitige Arbeit sei nicht zu unterschätzen.

Auch findet man sich beim Austausch an einem Freundschaftsapéro (wie der Legende nach Lampugnani den damaligen CEO von Novartis, Daniel Vasella, an einem Event an der Art Basel getroffen hat und direkt des Campus ermächtigt wurde), unter gleichen Bedingungen. Die kleinen Sandwiches auf den geometrisch angeordneten Platten neben den Materialmustern warteten nur darauf, bei neuen Bündnissen in Kombination mit dem Weisswein zu assistieren. Architekten und Apéros gehören eben zusammen wie Backsteine und Mörtel.

 

Die Messe Made-Expo findet vom 8. bis 11. März 2017 im Messegelände von Rho bei Mailand statt.

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