Japan im Norden Europas
Eine der Ikonen der norwegischen Architektur des 20. Jahrhunderts steht nicht in Norwegen selbst, sondern in Venedig. Das Gebäude von Sverre Fehn ist ein Meisterwerk der Modulation des Tageslichts.
Die Essentials, die seinen Entwurf bestimmten, hatte Fehn schon 1959 in knappen Worten zusammengefasst: Ziel war ein stützenfreier Raum mit durchgängigem gleichmässigen Licht. Abstand und Dimensionen der Dachträger wurden so gewählt, dass auch beim 68,5-Grad-Winkel um die Sommersonnenwende kein direktes Licht einfallen und auch kein Schatten entstehen kann. Der harte Kontrast zwischen Licht und Schatten, wie er für den mediterranen Raum typisch ist, wurde hier also aufgelöst zugunsten eines diffusen, fast neblig erscheinenden Lichtkontinuums, wie man es eher aus dem Norden kennt. Es verbindet sich mit dem Beton der Decken und Wände, dem Weisszement und weisser Marmorzuschlag beigegeben wurde, zu einer Lichtfarbe, die warm und fahl zugleich wirkt.
Über die Inspirationen, die Fehn zu seinem Konzept beflügelten, ist viel gerätselt worden – Hubertus Adam geht diesem Rätsel in der aktuellen archithese zum Thema Norwegen nach: Mal wollte man darin das Konstruktionsraster des Dogenpalasts wiederfinden, mal Anregungen durch Jean Prouvé. Eher als Ferment denn als Inspiration könnte man die Auseinandersetzung mit Japan verstehen.