Leuchtend wie eine Laterne in der Landschaft
Der fsai gratuliert Rykart Architekten zum gewonnen Wettbewerb für Münchenbuchsee.
Rykart Architekten haben im Dezember 2014 den Wettbewerb für die Erweiterung des Pädagogischen Zentrums für Hören und Sprache (PZHSM) gewonnen. Die beiden fsai-Mitglieder verstehen sich als Generalisten und Partner für sämtliche Planungsfragen und Bauphasen. Beim Projekt für Münchenbuchsee standen sie vor der Herausforderung angemessen in einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble zu agieren. Claude Rykart und Oliver Sidler erläuterten archithese, wie sie die Jury von Ihrem Vorschlag überzeugen konnten.
Interview: Elias Baumgarten – 2.1.2014
Pläne & Modellfotos: Rykart Architekten
Das PZHSM wird ein denkmalgeschütztes Gebäudeensemble am Ortsrand von Münchenbuchsee erweitern. Wie hat dies Ihren Entwurf beeinflusst?
Die geschichtlich bedeutungsvolle Bautengruppe wird durch das PZHSM bereits intensiv genutzt. Der historisch gewachsene Schloss- und Kirchenbezirk zeigt sich als markante Anlage an der Hangkante zur Chlostermatte. Die Schulanlage soll mit einer multifunktional nutzbaren Sporthalle, einer Sprachheilbasisstufe und einem Psychomotorikbereich ergänzt werden. Diese Erweiterung kommt in dem angrenzenden Landschaftsraum mit seinen ausgedehnten Grünflächen zu liegen. Dies hat unseren Entwurf stark beeinflusst. Wir haben uns gefragt: Wie kann die für die Silhouette von Münchenbuchsee prägende und stark abgegrenzte Bautengruppe an der Hangkante weiterhin als solche wahrgenommen werden? Die Erweiterung, zusammengefasst zu einem einzigen Volumen wird in die Grünfläche der Chlostermatte, versetzt vor das bestehende Ensemble in die geneigte Hangfläche eingepasst. Die Dachkante des Neubaus wird die bestehende Schlossmauer nicht überragen.
Wie reagiert Ihr Gebäude auf den Kontext, beispielsweise das Gefälle des Grundstücks?
Die Nutzungen werden in einem gestuften Volumen zusammengefasst. Der in der Blickachse zum Schloss- und Kirchenbezirk niedrig gehaltene Baukörper wird am Rand des kleinen Tals positioniert und leicht von der Hangkante abgelöst. Der Landschaftsraum bleibt frei, die Topografie spürbar. Das Gebäude entwickelt sich aus dem Terrain und nimmt sich in der Höhe stark zurück. Dadurch wird die Sicht auf die Silhouette des Schloss- und Kirchenbezirks nicht beeinträchtigt. Der neue Baukörper mit Sporthalle und Basisstufe wird in den bestehenden Obstgarten der Chlostermatte eingebettet. Das Gebäude zeigt sich zur Talseite mit zwei Geschossen, zur Hangseite mit einem Geschoss. In der Mitte des Körpers wird eine Plattform aufgespannt. Über diesen Platz wird das Gebäude von der Hangseite her ebenerdig erschlossen.
Was hat die Jury wohl besonders überzeugt?
Die einzelnen Nutzungen lassen sich am Baukörper ablesen. Den Auftakt bildet die zweigeschossige Basisstufe, im Sockel durch einen Einschnitt getrennt vom Psychomotorikbereich. Den Abschluss bildet der gläserne Kubus der Sporthalle. Die Materialisierung beschränkt sich auf Beton, Glas und Holz. Die einfache, klare Geometrie des Baukörpers wird durch die reduzierte Materialwahl gestärkt. Die erdberührten Fassaden werden in Sichtbeton ausgebildet und innen gedämmt. Durch die Erstellung in Beton kann der Baukörper in das Terrain eingebettet werden. Das Innere des Betonkörpers wird mit Holz ausgekleidet. Der Kubus der Sporthalle durchstösst den Betonsockel. Von Aussen wirkt der gläserne Aufbau der Halle wie eine Laterne. Durch die grossen Glasflächen wird das hölzerne Innenleben des Gebäudes schon von aussen spürbar. Das Tragwerk der Halle ist durch den gläsernen Aufbau als umlaufendes Muster sichtbar.