Italienischer Rebell
In seiner langen Karriere bewegte sich Ettore Sottsass in verschiedenen Disziplinen und hinterliess ein faszinierendes Gesamtwerk. Viele Objekten aus seiner Feder sind heute Teil der Sammlung des Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Eine Ausstellung im Schaudepot präsentiert Möbeln, Designprodukte, Fotografien und Schriften des Gestalters, mit seinen Arbeiten die Grundbedürfnisse des Menschen zu erforschen und auszuloten versuchte.
Text: Anne-Dorothée Herbort – 28.6.2017
Der österreichisch-italienische Designer Ettore Sottsass war einer der bedeutendsten und gleichzeitig unkonventionellsten Gestalter des 20. Jahrhunderts; heuer wäre er 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigt das Vitra Design Museum eine umfassende Werkschau.
Für Sottsass gab es keine Grenzen zwischen Architektur, Skulptur, Design und Malerei. Nach seinem Architekturstudium am Mailänder Politechnikum stieg er als Juniorpartner ins Büro seines Vaters ein. Bekannt wurde er mit Arbeiten für den Bürogerätehersteller Olivetti sowie als Kopf des Designkollektivs Memphis, das in den 1980er-Jahren das Ende des Internationalen Stils verkündete. Sottsass gilt als einer der Väter der Postmoderne. Spürbar wird diese etwa an der 1994 von Sottsass im Rahmen des Kunstprojektes Busstops geschaffene Haltestelle am Königsworther Platz in Hannover. Acht grosse gelbe Kreuze, die das 20. Jahrhundert symbolisieren sollen, stehen dort auf einem gesprenkelten Steinsockel und sind von einem weissen Dach gedeckt.
Sottsass wird oft auch als Wegbereiter und Vordenker des Anit-Designs gesehen. Seine Entwürfe sollten sich gegen den repräsentativen Besitzcharakter der Gegenstände wenden und die Alltagskultur im Design spielerisch zum Ausdruck bringen. Oft fügte er seinen Entwürfen eine grosse Portion Ironie und Humor hinzu.
Die Ausstellung Ettore Sottsass: Rebell und Poet ist vom 14. Juli bis zum 24. September 2017 im Schaudepot des Vitra Design Museums in Weil am Rhein zu sehen.
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