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«Hexenkessel» hinter identitätsstiftender Fassade?

 

 

Michael Schneider (Caruso St John Architects), Andreas Sonderegger (pool Architekten) und Roger Boltshauser haben dem Zürcher Tages-Anzeiger ein Interview zu ihrem kontroversen Sieger-Entwurf für das Zürcher Hardturm-Areal gegeben. Sie erklärten, inwiefern die Einbettung ins Quartier der besondere Mehrwert ihrer Arena sei und versuchten der Kritik an ihrer «langweiligen» Fassadengestaltung den Wind aus den segeln zu nehmen.

 

Text: Elias Baumgarten – 20.7.2016
Visualisierung © nightnurse images

Vor wenigen Tagen wurde publik, dass HRS Investment und Credit Swiss den Investorenwettbewerb für das Zürcher Hardturm-Areal mit ihrer Eingabe «Ensemble» gewinnen konnten. Der Entwurf aus der Feder der Büros pool Architekten, Caruso St John Architects und Boltshauser Architekten wird seither kontrovers diskutiert, die Kritiker beklagen vor allem die Fassadengestaltung und die Setzung der Wohntürme und des Fussballstadions.

Gestern haben sich nun Michael Schneider von Caruso St John, Andreas Sonderegger von pool Architekten und Roger Boltshauser mit zwei Redaktoren des Tages-Anzeigers zum Interview getroffen und Einblick in ihre Gestaltungsideen geben. Dabei stand das Stadion im Fokus: Schneider, Sonderegger und Boltshauser sprachen über die Einbindung der Sportstätte in den urbanen Kontext, das Vorbild England und argumentierten, wieso ihre Fassaden eben nicht langweilig sei, sondern identitätsstiften.

 

Gewebe aus Sportstätte und Wohnviertel – Vorbild England

Die drei Architekten kamen darin überein, dass das Stadion ins Quartier eingebunden sein müsse und kein Solitär in der Stadtlandschaft bleiben dürfe. Michael Schneider betonte dabei das Vorbild England, wo das Gewebe aus Fussballstadien und Wohnvierteln besonders ausgeprägt sei, etwa in Gestalt des alten Arsenal-Stadions im Londoner Highbury. Dort habe sich eine regelrechte «Spieltagkultur» entwickelt, die im ganzen Quartier gelebt werde. Roger Boltshauser ergänzte, man habe gemeinsam einen neuen «Stadtbaustein» entworfen und Sonderegger sprach vom Ensemble aus Wohntürmen und Arena als einem «neuen Stadtteil» für Zürich. Für die drei ist die Vermischung von Nutzungen der grösste Mehrwert, den ihre Gestaltung der Stadt bietet.

 

Nur zwei Ränge: ein «Hexenkessel» mit fliessendem Übergang zum Quartier?

Auf die Frage ob, sich die Arena mit nur zwei Rängen und ihren vergleichsweise kleinen Abmessungen nicht gegen brodelnder Stimmung bei den Spielen sperre entgegnete Michael Schneider, die Tribünen seien steiler und die Zuschauer würden näher ans Spielgeschehen heranrücken – was der Atmosphäre im Gegenteil zuträglich sei. Boltshauser ergänzte, die geringe Höhe und das kompakte Volumen würden die Verknüpfung mit der Nachbarschaft erleichtern. Das Stadion werde so wesentlich besser ins Quartier eingebettet. Ausserdem sei die Grundidee des zweiten Ranges, ein öffentliches Erdgeschoss freizuspielen, welches sich zur Nachbarschaft hin öffne.

 

Langweile aus Beton, Stahl und Glasbausteinen?

Die Journalisten konfrontierten die Architekten auch mit dem Vorwurf, ihr Stadion-Entwurf sei langweilig.  Roger Boltshauser hielt dem entgegen, die Fassade lasse sich am Spieltag nach Vorbild der Münchner Allianz-Arena, die bei Spielen des FC Bayern rot, bei jenen des TSV 1860 München blau erscheint, farbig bespielen. Ausserdem sei es möglich hier Filme abzuspielen und Effekte zu zeigen – dies schaffe Identität. Sonderegger ergänzte, das Stadion nehme sich andererseits im Alltag durch sein niedriges Volumen zurück. Und die industriellen Materialien wären überdies eine passende Referenz an den Kreis 5, das Industriequartier.

 

 

 

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