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Hands-on zur Kreativwerkstatt

Von Parallelen und Divergenzen in der Architekturausbildung in Österreich und der Schweiz

 

Text: Elias Baumgarten – 23.12.2015
Fotos: ./studio3

 

Die Verwirklichung der Kunst- und Architekturschule «bilding» im Innsbrucker Rapoldipark ist ein Beispiel für einen spannenden Hands-on-Approach in der Architekturausbildung: die Werkstätte, die nicht allein zum kreativen Arbeiten, sondern auch zum Verweilen und Entspannen einladen soll, ist ein Projekt des Instituts für experimentelle Architektur, ./studio3 der Universität Innsbruck. 30 Studierende, betreut von Walter Prenner, Wolfgang Pöschel und Verena Rauch, entwickelten im Rahmen ihrer Bachelorarbeit Entwürfe für die Kreativwerkstatt. Die Arbeit von Niklas Nalbach wurde schliesslich zur Realisierung ausgewählt. Statiker, Architekten und Fachplaner standen dabei helfend zur Seite.

Aus Schweizer Perspektive ist die dynamische, mit weisser EPDM-Membran überzogene Holzkonstruktion interessant, weil sie sowohl Verschiedenheit aber auch parallele Tendenzen im Diskurses zur Ausbildung in beiden Ländern exemplifiziert: Während hierzulande vielfach in Vergangenem neue Inspiration gesucht und ein tradiertes Formenarsenal zu neuen, zeitgemässen Architekturen re-kombiniert wird, gibt es in Österreich nach wie vor die Ambition diskontinuierlich Neues zu schaffen und neue Formwelten zu generieren. Wenn Coop Himmelb(l)au Anfang der 1980er Jahre markig formulierten, sie hätten es satt Palladio und andere historische Masken zu sehen, Biedermeier zu bauen, so scheint dieser Satz in der östlichen Alpenrepublik noch immer Bedeutung zu haben. Damit lässt sich «bilding» auch in Fortsetzung von Harald Stühlingers Essay «Causa Austria» im aktuellen archithese-Heft Tradition | Adaption | Innovation lesen, der sich mit dem österreichischen Architekturgeschehen seit 1945 befasst.

Die Werkstatt verdeutlicht als physisches Objekt auch, dass Experimente an den Hochschulen nicht beim Visualisierung und Modell stehen bleiben müssen, sondern vielmehr auf mittel- und langfristige Umsetzung zielen. Architektonische Versuchsanordnungen sind, wie Günther Feuerstein einst schon angesichts von hartem Raum, Villa Rosa und Flammflügel schrieb, kein Selbstzweck, sondern elaborieren neue Raumkonzepte und sind grundsätzlich auf Verwirklichung ausgerichtet. Dabei bleibt die Frage, inwiefern der Baupraxis geschuldete Konzessionen hinsichtlich der Radikalität der Formen gemacht werden müssen? Ist zwischen dem Experiment an der Hochschule und dem gebauten Objekt ein gewisser Übersetzungsprozess und Downshift nötig? Und angesichts der ausstehenden Auseinandersetzung mit der Zukunft der Architekturausbildung bleibt zu fragen, ob das Experiment ein wesentlicher Bestandteil universitärer Ausbildung ist, ob die Universität den dafür nötigen Freiraum bietet beziehungsweise bieten soll?

In der Juni-Ausgabe der archithese werden wir nach verwandten Ansätzen an den Schweizer Hochschulen suchen und haben dazu bereits die Studios von Tom Emerson und Annette Spiro, sowie von Anja und Jean-Marc Fröhlich an der EPFL ins Visier genommen. Freuen Sie sich auf einen Umfassenden Bericht zu Ansatz und Potenzial des Hands-on für die aktuelle unf künftige Architekturausbildung…

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