Grenzen gehen und kommen
In der Europa-Ausgabe der archithese 6.2014 Die Architektur Europas haben wir Ignacio Evangelistas faszinierende Fotos aufgelassener innereuropäischer Grenzstationen gezeigt. Ihr morbider Charme liess sie wie Relikte einer längst vergangenen Zeit erscheinen. Derzeit sind sie in einer Ausstellung im Hamburger Chilehaus zu sehen.
Text: Jørg Himmelreich – 29.4.2016
Die Zeiten, als man an den innereuropäischen Grenzen die Pässe vorzeigen musste und dafür mitunter lange in der Autoschlange warten musste, scheinen bereits sehr lange her. Seit den Schengener Verträgen können Reisende auf Strasse und an Flughäfen innerhalb der EU schnell und unkontrolliert passieren. Wie Relikte einer lang vergangenen Zeit stehen noch einige der Zollstationen in der europäischen Landschaft.
Ignacio Evangelista hat diese Zeugen der Europäischen Geschichte fotografiert und Stationen etwa in Ungarn, Polen, Slowenien oder Tschechien festgehalten. Teils gepflegt, teils verfallen wirken sie einsam oder gar unheimlich, erscheinen verlassen oder deplatziert. Bereits in mehreren Ausstellungen waren die Arbeiten zu sehen. Nun werden sie in Hamburg gezeigt.
Aktuell drohen Evangelistas fotografische Rückblicke selber von der Zeit eingeholt und zu Ablagerungen der Geschichte zu werden: Denn so mancher Schlagbaum und einige der Stationen könnten im Rahmen der Flüchtlingskrise bald wieder in Betrieb genommen werden. Stoff für eine weitere Foto-Serie?