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Für's Wasser gebaut
Was BIG entwirft, hat in der Regel Kraft und ist häufig plakativ. Atmosphärische oder leise Architektur war hingegen bislang nicht die Stärke des dänischen Büros. Nun haben sie den Wettbewerb für ein neues Bauwerk für den Mineralwasserabfüller S.Pelegrino gewonnen. Und – glaubt man den Visualisierungen – dann wollen sie in Zogno einen sanfteren und stimmungsvolleren Ton in der Architektur anschlagen – ein scheinbar spannendes neues Bauwerk für eine leider höchst unökologische Praxis.
Text: Jørg Himmelreich – 24.2.2017
Wasser abfüllen als Touristenattraktion
Seit 1899 wird im Alpenort Zogno das S.Pellegrino Wasser in Flaschen abgefüllt. Nun hat die Firma im Rahmen eines Wettbewerbes BIG ausgewählt, einen neuen 17 500 Quadratmeter grossen Komplex zu gestalten. Die neue Flagship Factory soll am Ufer des Brembo zu liegen kommen und Besuchern die 30-jährige Firmengeschichte der Abfüllerei näher bringen.
BIG und MVRDV waren die Finalisten im vom Studio Molinari kuratierten Wettbewerb im Oktober 2016. Beide hatten bereits vorher Konkurrenten wie Snøhette und Architetto Michele De Lucchi abgehängt. Der Gewinnervorschlag wurden am 15. Februar 2017 in der Feltrinelli Foundation in Mailand vorgestellt. Zu sehen ist ein Komplex aus Abfüllungsanlage, Auditorium und grosszügigen Räumen für Besucher. Eine Vielzahl von Bögen und Schotten überspannt die Räume und Gänge. BIG hatte nach einer Architektursprache gesucht, die wie selbstverständlich mit der rauen Alpenlandschaft des Ortes zusammenkommt. Gleichzeitig soll auf klassische Elemente der italienischen Architektur verwiesen werden – Arkade und Piazza neu interpretiert werden. Die Bauarbeiten sollen 2018 beginnen und dann in vier Phasen voranschreiten. Zuerst wird eine neue Brücke gebaut, welche die Abfüllanlage mit der Gemeinde Zogno verbindet. Noch im selben Jahr werden neue Bürogebäude und dann der Nordflügel der Abfüllungsanlage und das San Pellegrino Experience Lab, wo Gäste über die Abfüllung von Wasser informiert werden, errichtet. Mit dem Neubau ist die Hoffnung verbunden, dass es die Wirtschaft und den Tourismus der kleinen Gemeinde in der Lombardischen Region Bergamo ankurbeln wird.
Architektonisches Marketing für eine höchst unökologische Praxis
EUR 90 Millionen wird in die neuen Bauwerke investiert. Sie sollen Strahlkraft haben, so Stefano Agostini, Präsident and CEO der Sanpellegrino Gruppe. Man habe den Anspruch, das Flaschenwasser in der Wahrnehmung der Kunden als herausragend zu positionieren. Ob dafür ein neues und gutes Bauwerk ausreicht? Wasser in Flaschen zu verkaufen, trifft auf immer grössere Kritik. Dass für Abfüllung und Transport eines Liters Flaschenwasser unnötigerweise ein Liter Erdöl verbraucht wird, ist weithin bekannt. Aus einem Nachhaltigkeitsblickwinkel muss man leider hoffen, dass diese verschwenderische und unnötige Praxis bald ein Ende finden wird.
Das Bauwerk von BIG wirkt anpassungsfähig. Vielleicht könnte es auch als Schwimmbad oder als Museum dienen, in dem in wenigen Jahren Kindern gezeigt wird, dass ihre Eltern und Grosseltern Wasser in Flaschen kauften. Vielleicht werden sie schmunzelnd den Kopf schütteln und sich fragen, warum sie nicht einfach Leitungswasser tranken. Weiss doch jeder, das dies in den meisten europäischen Ländern nicht nur höhere Qualitätsstandards erfüllt, sondern auch nur einen verschwindenden Bruchteil kostet.
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