Führung in luftige Höhe
Die Fertigstellung des Getreidesilos löste im Sommer 2016 Begeisterung, aber auch hitzige Debatten aus. Doch längst hat sich der annähernd fensterlose Turm als neues industrielles Wahrzeichen der Limmatstadt etabliert. Im Winter häufig von Nebelschwaden umhüllt, wirkt der Betonbau mitunter mysteriös und rätselhaft. Wozu der 118 Meter hohe Hohlraum? Wie ist er innen strukturiert? Kann man von dort oben die Alpen sehen?
Nun lüftet archithese kontext das Geheimnis und bietet die seltene Gelegenheit zu einer Erkundungstour durchs Kornhaus. Das Architekturbüro Harder Haas erläutert die Abläufe der Kornverarbeitung und führt Sie auch ins Dachgeschosszimmer hinauf. Der Ausblick von hier oben auf Limmat, Stadt und See sind einzigartig. Wer mehr als einen kurzen Blick erhaschen möchte, meldet sich zudem zum Vortrag von Patrik Schumacher an und geniesst Sicht, inspirierenden Input und kaltes Bier.
Text: Anne-Dorothée Herbort – 18.1.2017
Foto: Kornhaus Zürich, 2016 (© Harder Haas Partner)
Mit der Erhöhung des Kornhauses in Zürich-Wippkingen hat Swissmill nicht expandiert. Die Aufstockung dient vielmehr als Ersatz. Denn das bisher genutzte Getreidesilo in Basel musste einer neuen Überbauung weichen. Die Aufstockung des Kornhauses im Herzen von Zürich wird diesen Ausfall kompensieren. Erhöhte Lagerkapazitäten an der Limmat bringen den Vorteil, dass das Getreide künftig da lagert, wo es gemahlen wird.
Mit der Aufstockung des Silos wird in Zürich eine der letzten industriellen Produktionsbetriebe im Quartier gesichert. Die Gestaltung des Turms soll formal an ein Getreidebündel erinnern und stellt einen neuen optischen Bezugspunkt in der Stadt dar. Der einfache Kubus ist ein reiner Betonbau, der klassisch in Sockel, Schaft und Krone gliedert ist. Die unteren, auf der bestehenden Silosubstanz aufgedoppelten Wände wurden mit Kletterschalung, jene des oberen Teils mit Gleitschalung erstellt. Ein Zellenblock bildet den Hauptteil des 118 Meter hohen Industriegebäudes. Die Struktur der Silozellen gliedert die Aussenflächen in der Vertikalen.
Im hohen, schlanken Kubus fliesst und rieselt es: hier wird geschüttet, gelagert, gemischt, gereinigt, gewogen und genetzt. Das Kornhaus beherbergt ein fein abgestimmtes Verteil- und Lagersystem für unterschiedlichste Getreidesorten. Während der Führung können Sie die Abläufe im Innern beobachten. Im Anschluss ans Treppensteigen – 648 sind es bis zum Aussichtsraum – lädt archithese kontext zu zum Vortrag von Patrik Schumacher ein. Er wird uns das Potenzial der künstlichen Intelligenz in der Architektur näher bringen.