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Flüchtlingskrise oder Wohnungskrise?

Die wahren Ursachen Deutscher Wohnungsnot

 

Text: Elias Baumgarten - 7.12.2015
Visualisierung: Arno Brandlhuber & Markus Emde

 

Bisher haben sich vor allem Institutionen wie das Deutsche Architekturmuseum der architektonischen Dimension der Flüchtlingskrise angenommen, Projekte gesammelt und Ausstellungen organisiert. Inzwischen hat allerdings der Winter in Deutschland Einzug gehalten und eine Verengung Debatte auf die kurzfristige «winterfeste» Unterbringung der Asylsuchenden evoziert. Langfristige Herausforderungen geraten angesichts solch drängender Probleme und der Diskussionen um ad-hoc Massnahmen aus dem Blick und aus dem Sinn. Darum haben jetzt mit Arno Brandlhuber ( «Unsere Wohnstandards sind zu hoch» ), Sophie Wolfrum ( «Den ‹normalen Wohnungsmarkt› gibt es nicht mehr» ) und Manuel Herz ( «Was gerade passiert, ist ein architektonisches Verbrechen» ) Architekten selbst öffentlich zu Flüchtlings- und Wohnkrise Stellung genommen und gegenüber dem Spiegel auf die Lösung der «wirkliche Probleme» gepocht: Deutschland habe kein Flüchtlingsproblem, sondern ein Wohnungsproblem – darin kommen alle drei überein.

Besonders Arno Brandlhuber diagnostiziert Versäumnisse und Fehler, die schon lange vor der Flüchtlingskrise begangen worden seien: Die Wohnstandards in Deutschland seien zu hoch, Regularien und Ansprüche überzogen und Wohnraum in Folge mit 1500 bis 2000 Euro pro Quadratmeter viel zu teuer, ja für manch einen ganz und gar unerschwinglich, was sozialen Sprengstoff berge. Kurz: Bezahlbares Wohnen ist für Brandlhuber gleichbedeutend mit Freiheit, eine politische wie architektonische Aufgabe. Der Architekt belässt es nicht bei verbaler Kritik, sondern hat in Zusammenarbeit mit Markus Emde die Studie 4RMD entworfen, die, in Modulbauweise errichtet, komfortable Wohnungen um gerade 1000 Euro pro Quadratmeter bieten soll.

Brandlhuber, Wolfrum und Herz machen das wahre Problem also nicht in zu hohen Flüchtlingszahlen, sondern in überzogenen Wohnkosten als Resultat unzähliger Regularien und überzogener Ansprüche aus. Sie versuchen angesichts der aktuellen Notlage eine längst überfällige Debatte anzustossen. Ihr Appell richtet sich gegen ein «schnell, schnell», gegen einen kurzsichtigen, überstürzten Aktionismus und ist ein Plädoyer für eine substanzielle Diskussion über Standards.

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