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Flott und informativ

Job Floris präsentierte am 12. Oktober 2017 im Rahmen des Veranstaltungsformats archithese kontext vier Projekte im Zürcher Architekturforum: den Pavillion Strand an der Maas in Rotterdam (2007), das Büro einer Keramikfabrik in Makkum (2015), die Landmark Nieuw Bergen (2015) sowie das Atlas House bei Eindhoven (2016). Der stets gut gelaunte Niederländer gab Einblick in die Konzeption der Projekte und erklärte an ihnen Haltung des Büros Monadnock, das er gemeinsam mit Sandor Naus führt.

 

Text: Elias Baumgarten – 15.10.2017
Fotos: Nadia Bendinelli

 

Make no Little Plans!
Wie arbeiten Job Floris und Sandor Naus? Woran orientieren sie sich bei ihren Entwürfen? Was inspiriert die beiden Niederländer? Ein auffällig junges Publikum wollte es genau wissen: Fast 100 Gäste sorgten für ein volles Haus, als Job Floris im Zürcher Architekturforum ans Rednerpult trat.
Gleich zu Beginn seines Werkvortrags wiederholte Floris das Motto, unter dem Monadnocks Beitrag zur 2. Architekturbiennale von Chicago segelt: «Make no little plans». Das Zitat des amerikanischen Architekten Daniel Burnham ist Floris' und Naus' Leitspruch und dessen Monadnock Building (1891) in Chicago Namensgeber ihres Büros. Warum so viel Interesse an einem alten Hochhaus der Chicagoer Schule? Sie seien keine Nostalgiker, doch interessieren sich sehr für altes Formenvokabular und Fassaden aus Stein, so Floris. Denn Architekten gestalten für längere Zeitintervalle und ihre Entwürfe bedürfen deshalb einer gewissen Dauerhaftigkeit – fernab von Trends und schnelllebigen Moden. 
Floris und Naus steckten besonders bei den vorgestellten Projekten Atlas House und Landmark Nieuw Bergen viel Energie und Eifer in die Gestaltung mit Backstein und begaben sich auf die Suche nach historischen Vorbildern. So orientierten sie sich bei ersterem an venezianischen Palazzi und rückten die Fenster an die Gebäudeecken – für mehr Leichtigkeit trotz des gedrungenen Volumens, wie Floris erklärte. Ausserdem liessen sie einen Teil der Backsteine bezugnehmend auf Robert Venturis Feuerwache no. 4 (1974) weiss anstreichen, um der Fassade im Zusammenspiel mit der roughen Fugenausbildung mehr Taktilität zu verleihen – eigentlich ein «Fauxpas», so meinte Floris lachend, denn seine Lehrer hätten stets gefunden, Backsteine dürften unter gar keinen Umständen eingefärbt werden. Die Vorliebe für Venturis Architektur zeigt sich auch im Pavillon Strand in Rotterdam, den Floris ebenfalls vorstellte. Hier wird das temporäre Gebäude zu einem grossen rot leuchtenden Billboard.
Bei der Landmarke Nieuw Bergen wiederum fanden die Gestalter in der Pilgrams Baptist Church von Alder & Sullivan (1890) Inspiration und setzten farbige Steine und verschiedene Texturen – in Anlehnung an Gottfried Semper, doch verspielter und fröhlicher dieser, so Floris. Diese Begeisterung für Stoffe und Gewebe zeigt sich indes auch in der Gestaltung einer Keramikfabrik in Makkum, die Floris im Gepäck hatte. Dort entwarf Monadnock nicht nur bespannte Büromöbel, die bei Josef Frank (1885–1967) inspiriert sind, sondern liess die Büroräume mit transluzentem Stoff behängen, so dass die Sheddachkonstruktion darüber optisch verschwindet.

 

Fragmentarisch harmonisch?
Am 17. November 1982 gingen Peter Eisenman und Christopher Alexander an der Graduate School of Design in Harvard mit Worten aufeinander los. Mit Blick auf die Logrono City Hall (1974) von Rafael Moneo warf Alexander Eisenman in einer hitzigen Debatte vor, sein Freund habe mit seiner «disharmonischen» Architektur die Welt «abgefuckt». Für Job Floris ist die Diskussion der beiden Denker ein Schlüsselbild, mit dem er immer wieder seinen eigenen architektonischen Standpunkt erklärt. Die rhetorische Auseinandersetzung illustriert für ihn ein Dilema: Einerseits begeistern er und Büropartner Sandor Naus sich für «schwere», wohlkomponierte Backsteinarchitekturen, andererseits schlägt ihr Herz aber auch für spielerische Leichtigkeit und die Kraft des Fragments; sie versuchen gleichsam einen architektonischen Balanceakt zwischen beiden Polen, zwischen den Positionen Eisenmans und Alexanders. «Bruchstück» und «Harmonie» sind in Monadnocks Architektursprache keine Antonyme, ganz im Gegenteil.

 

> Ein Mission Statement von Job Floris finden Sie in archithese 3.2017 Bri-Collagen. Dort erwarten Sie ferner Bilder und Pläne zu den im Werkvortrag besprochenen Projekten.

> Zum Thema der Collage und der Bricolage in der Architektur empfehlen wir zudem das Heftpacket Bricolage.

> Lesen Sie ein Interview mit Job Floris zur 2. Architekturbiennale von Chicago.

> Die nächste Veranstaltung im Rahmen des Formats archithese kontext findet am 7. Dezember auf dem Vitra Campus in Weil am Rhein statt. Arno Brandlhuber wird dann über das architektonische Potenzial der Ruine sprechen.

Unsere Empfehlung

archithese 3.2017

Bri-Collagen


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