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Fliegengewicht

Mit Hello, Robot präsentiert das Vitra Design Museum derzeit eine umfassende Schau über Design, das zwischen Mensch und Maschine oszilliert. Parallel wird der Elytra Filament Pavilion im Aussenbereich gezeigt. Die Kuratoren der Ausstellung wollen mit der bionischen Dachkonstruktion den wachsenden Einfluss von Robotik auf die Architektur an einem konkreten Beispiel veranschaulichen. Die einzelnen Module des ultra leichten Baldachins wurden mithilfe eines Algorithmus definiert und mithilfe eines Industrieroboters produziert.

 

Autorin: Anne-Dorothée Herbort – 28.2.2017
Bild: Vitra Design Museum, Elytra Filament Pavilion, Weil am Rhein, 2017 (Foto: Julien Lanoo)

 

Gewickelt und Gewoben
Der Pavillon ist das Ergebnis einer vierjährigen Forschung zur Integration von Architektur, Ingenieurbau und bionischen Prinzipien die an der Universität Stuttgart betrieben wird. Gefertigt wurden die Komponenten des Elytra Filament Pavilion durch einen Roboter. Inspirieren liess sich die Forschungsgruppe indes von der Natur. Das Prinzip des Tragwerks der im Grundriss 200 Quadratmeter grossen, filigranen Leichtkonstruktion ist eine Interpretation der Faserbundstruktur von Deckflügeln von Elytren – flugfähiger Insekten.
Der Pavillon setzt sich aus einer Reihe zellenartiger Module zusammen. Ein Roboter wickelte harzgetränkte Glas- und Karbonfasern auf ein sechseckiges Gerüst. Jede Zelle und jeder Pfeiler der federleichten Struktur ist einzigartig, denn die endgültige Form ergibt sich aus einer Simulation von wechselnder Belastungssituationen die vorab durchgeführt wurden.

 

An der Schnittstelle zwischen Ästhetik, Bautechnik und Naturwissenschaft
Die durch die Architekten Achim Menges und Moritz Dörstelmann, dem Bauingenieur Jan Knippers, dem Klimaingenieur Thomas Auer und der robotischen Konstruktionstechnik des Institute for Computational Design an der Universität Stuttgart entwickelte Technologie nutzt ein neuartiges robotisches Wickelverfahren.
Konzipiert wurde die Technik, um die ausserordentlichen Trageigenschaften der Karbonfasern in gewickelten Bauelementen auch im Bauwesen einzusetzen.
Mit dem Pavillon wollen die Forscher Form, Material und Struktur an der Schnittstelle von computerbasiertem Entwerfen und robotischer Fertigung vernetzen. Zudem wächst und reagiert die Dachkonstruktion auf in Echtzeit gesammelten Daten. Damit zeigt der Bau auch den Einfluss digitaler Technologien und neue Wechselwirkungen zwischen Gestaltung, Bautechnik und Naturwissenschaften auf. Der mit seinen zweieinhalb Tonnen fast schwerelose Pavillon lässt durchaus zukünftige Möglichkeiten für die Gestaltung unserer gebauten Umwelt erahnen.

 

Die Ausstellung Hello, Robot. Design zwischen Mensch und Maschine ist noch bis zum 14.5.2017 im Vitra Design Museum in Weil am Rhein zu sehen.

 

> Andrea Wiegelmann hat sich die Ausstellung angesehen und einen ausführlichen Bericht geschrieben.

> Über fliegende oder zumindest leicht oder schwerelos wirkenden Strukturen schreibt Elias Baumgarten in archithese 4.2016 Science-Fiction.

> Der argentinische Künstler Tomás Saraceno lässt sich für seine filigranen Netzstrukturen auch von der Natur inspirieren. Jahrelang untersuchte er Spinnennetze und liess seine Beobachtungen in Installationen und Performances einfliessen.

> Am 9. Februar 2017 lud archithese kontext Patrik Schumacher, Geschäftsführer von Zaha Hadid Architects, ins Kornhaus Zürich zu einem Vortrag über künstliche Intelligenz in der Architektur ein.

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archithese 4.2016

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