«Expedition 27»
Schweizer Landesausstellung –
Die Landschaft übernimmt die Hauptrolle
Text: Elias Baumgarten – 4.11.2015
Fotos: Hosoya Schaefer Architects
Ein Drache lugt hinter einem Alpenpanorma hervor, während im Vordergrund ein Tanzboden in die Landschaft montiert ist. Hannibals Elefanten und ein antikes Amphitheater sind in die schroffe Schweizer Bergwelt platziert. Ein überdimensionaler Adler fliegt über dem Bodensee während ein Cotainerschiff an einem Pier ankert, über den Menschen flanieren und die Sonne geniessen.
Die Kollagen und Zeichnungen zur «Expedition 27», dem Siegerprojekt für die kommende Schweizer Landesausstellung von Hosoya Schaefer Architects, Studio Vulkan und Plinio Bachmann erinnern an avantgardistische Utopien, Zeichnungen und Kollagen der 1960er und -70er Jahre. Sie lassen an Superstudio und ein bisschen auch an Archizoom denken. Wohl kein Zufall: Statt wie bei vergangenen Landesausstellungen üblich spektakuläre Architekturen auf einem oder mehreren Ausstellungsgeländen zu versammeln, versucht das Team die Landschaft ins Zentrum zurücken und sie mit zusätzlichen Narrationen anzureichern.
Architektur spielt dabei vergleichsweise eine Nebenrolle: Drei «Landschaftsbänder» (Seenlandschaft, Stadtlandschaft, Berglandschaft) werden via Eisenbahn erschlossen und nur an wenigen Punkten sollen architektonische Interventionen stattfinden. Der Entwurf ist konzeptioneller Rahmen für eine auf Teilhabe ausgerichtete Ausstellung: Jeder Besucher soll, während er sich durch diese Landschaften bewegt, eine ganz persönliche Deutung entwickeln und sich eigene Geschichten ausdenken. Ausdrücklicher Wunsch der Planer ist, dass alle «Expeditionsteilnehmer» individuelle Antworten auf drei Grundfragen finden mögen: «Wo kommen wir her?», «Wer sind wir?» und «Wo wollen wir hin?». Kurzum: Es geht um Kreativität und Reflexion statt um Konsumption.
Die Besucher tatsächlich von passiven Konsumenten zu Co-Autoren zu machen wird die grosse Kunst sein...