Doppelter Umbruch
Die Deutsche Verlagslandschaft für Architekturbücher verändert sich aktuell. Zwei Nachrichten machen dazu gerade die Runde: Am 29. Januar 2019 wurde bekannt, dass De Gruyter den Berliner Architekturverlag Jovis erworben hat. Gleichzeitig hofft der Tübinger Ernst J. Wasmuth, seinen seit dem Vorjahr insolventen Traditionsverlag doch noch verkaufen und so am Leben erhalten zu können.
Text: Elias Baumgarten – 31.1.2019
Foto: Jovis Verlag
Jovis kommt zu De Gruyter.
Der Deutsche Verleger Jochen Visscher hat seinen Jovis Verlag, den er 1995 in Berlin gründete, an die De Gruyter Gruppe verkauft. Für Visscher, der als Berater bei Jovis bleiben wird, ist der Deal Teil einer Wachstumsstrategie und somit eine gute Nachricht: Da De Gruyter bereits den Basler Birkhäuser Verlag besitzt, liessen sich künftig Synergien nutzen, sagt er und fügt an, um die Qualität der Publikationen müsse auch in der Zukunft niemandem bange sein. Auch Doris Kleinlein, seit Mai 2018 bei Jovis am Steuer, bleibt indes an Bord: Sie wird Jovis' Editorial Director. Zum Schicksal der übrigen Mitarbeiter wurde nichts verlautbart.
Gelingt die Rettung des Ernst Wasmuth Verlags in letzter Minute?
Bereits im Mai 2018 hatte der Ernst Wasmuths Verlag beim Tübinger Amtsgericht Insolvenz angemelden müssen. Seither wurde mit interessierten Investoren aus aller Welt verhandelt – doch ohne zählbare Ergebnisse, wie Ernst J. Wasmuth dem Schwäbischen Tagblatt am gestrigen 30. Januar sagte. Das traditionsreiche Verlagshaus droht deshalb gänzlich zu verschwinden. Nun soll eine neue Offensive zum Verkauf gestartet werden. Wasmuth hofft, sein Lebenswerk so doch noch bewahren zu können, wirkt dabei aber geknickt: Architektur- und Kunstverlage seien eben keine «Boombranche«, in der man schnell reich werde. Für Liebhaber von Kunst- und Architekturbüchern und im Sinne eines regen Diskurses bleibt zu hoffen, dass beide Nachrichten nicht mittelfristig in einer Verkleinerung der Vielfalt der Architekturpublikationen resultiert.