Digitales Verdinglichen
Erstmals wurden die Kuratoren und damit zugleich auch das Konzept für den Beitrag im österreichischen Pavillon auf der Architekturbiennale in Venedig in einem Konkurrenzverfahren ermittelt. Der Vorschlag Platform Austria von Peter Mörtenböck, Helge Mooshammer und mostlikely konnte die Jury überzeugen. Mit ihrem Beitrag wollen die Wiener der digitalen Revolution eine «formale Entsprechung» geben.
Text: Julian Bruns - 3.4.2019
Abbildung: Bundesminister Gernot Blümel im Gespräch mit Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer (Fotos: Andy Wenzel © Bundeskanzleramt der Republik Österreich)
Bis zum 1. Februar 2019 konnten Gestalter, Künstler, Architekten, Städtebauer und Soziologen Ideen für den österreichischen Pavillon im Giardini della Biennale einreichen. Aus 39 Vorschlägen wählte die Jury aus Matthias Boeckl, Ernst J. Fuchs, Verena Konrad und Andreas Ruby sechs Teams aus, die in einer zweiten Runde ihr Konzept präsentieren durften. Überzeugt hat sie eine Idee, welche die Wiener Agentur für Architektur, Computergrafik und Design mostlikely gemeinsam mit dem in Wien und London ansässigen Büro Think Architecture von Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer entwickelt hat. Die beiden letztgenannten sind geschätzte Autoren der archithese. Die Redaktion gratuliert ihnen herzlich. Es war das erste Mal, dass die Kuratoren des Länderpavillons in einem Wettbewerb ausgewählt wurden. Angelehnt an die Verfahren in Deutschland, der Schweiz, Belgien und den USA soll es auch künftig transparent und professionell ablaufen.
Renaissance der Plug-In-City
Mit Platform Austria möchten die Gestalter auf die Allgegenwärtigkeit und grosse Wirksamkeit von Internetplattformen hinweisen, auf denen wir zwar kommunizieren und Inhalte produzieren würden, jedoch ohne ein tatsächliches Verständnis dafür zu entwickeln. Dem soll der Beitrag entgegenwirken, indem er sich «mit der räumlichen Architektur dieser nichträumlichen Orte» auseinandersetze, wie Peter Mörtenböck heute auf der Pressekonferenz in Wien im Bundeskanzleramt erläuterte. Helge Mooshammer ergänzte: «Die meisten technischen Revolutionen wie etwa Eisenbahn, Industrialisierung und die Erfindung des Automobils haben ihnen entsprechende, spektakuläre Formen hervorgebracht. Die digitale Revolution jedoch hat bislang keinerlei formale Entsprechung.» Dies möchten Sie mit ihrem Beitrag ändern. Er soll an Plug-in-Cities und andere utopische Ideen der 1960er-Jahre angelehnt sein, mit «klarer Struktur», «offenen, fliessenden, dynamischen Möbeln» und «additiven Elementen».
> Die Schweiz thematisiert im kommenden Jahr in Venedig die räumlichen Wirkungen von Grenzen.