Dichtelust wecken
Das Schweizerische Architekturmuseum in Basel möchte mit dem Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt in der Ausstellung Dichtelust. Formen des urbanen Zusammenlebens in der Schweiz den Diskurs wieder versachlichen sowie emotionale und ausufernde Argumentationen entkräften. Dafür haben sie unter anderem 25 Schweizer Architekturbüros befragt.
Text: Julian Bruns – 21.11.2018
Laut dem S AM ist der Begriff Dichte in der Schweiz mehrheitlich negativ belastet und wecke – dank politischer Kampagnen – sofort Assoziationen zu Hochhäusern, die malerische Altstädte überwuchern. Deshalb sei für die Bewohner auch klar: Dichte bedeutet Stress. Unter diesen Bedingungen sei keine ausgewogene Diskussion mehr möglich, heisst es. Am 23. November 2018 eröffnet im Museum mit Unterstützung des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt die Ausstellung Dichtelust, um die selbige (wieder) zu wecken und die vorherrschende Meinung umzustimmen beziehungsweise irrationale Argumente zu entkräften.
Positive Dichte begreifbar gemacht
Die Ausstellung startet mit einer Begriffsklärung des Wortes Dichtestress. Dafür werden Boulevardmedien und populistische Aussagen der Politik gesammelt und ihre gefährliche Wirkung auf den Sprachgebrauch aufgezeigt. Ebenso werden quantitative und normierte Messwerte, wie beispielsweise die Ausnützungskennziffer analysiert, um aufzuzeigen, dass diese nicht ausreichen, um eine Situation abschliessend zu bewerten.
Für den nächsten Abschnitt durften 25 Architekturbüros jeweils ein Projekt auswählen, das ihrer Meinung nach durch die besondere Dichte einen Mehrwert generiert. Denn, so die These, richtig eingesetzte Dichte, sei das beste Mittel zur Vermeidung von Dichtestress und könne ein Gewinn für alle Beteiligten sein. Etwa durch eine erhöhte Ausnutzung in Form von Misch- und Tageszeitennutzungen, einem verringerten Ressourcenbedarf im Allgemeinen oder stärkerer Interaktion, Diversität sowie Effizienz, beispielsweise durch kürzere Wege.
Städtbaupolitik für mehr Dichte
Die letzten beiden Räume widmen sich der «Basler Dichte». Hier präsentiert zum einen das Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt seine aktuellen Vorgehensweisen für eine angemessene Verdichtung. Ein Gross der Bemühungen betrift stark unternutzte Industrieareale, denn hier lägen wertvolle Reserven für eine Optimierung und Nachverdichtung, so das S AM. Gerade die Stadt Basel möchte den Bewohnern die Ängste vor einer Verdichtung nehmen. Dafür zeigen sie anhand historischer Stadtbilder auf, wie Dichte im mittelalterlichen oder barocken Stadtgefüge für Qualität gesorgt habe. Wie in den Vorbildern soll zukünftig durch das richtige Mass an Dichte, das Zusammenleben gefördert werden.
Gezeichnetes, Geschriebenes und Gesprochenes
Den Abschluss der Ausstellung bildet eine raumgreifende Wandzeichnung der Illustratorinnen 3rei5ünf6echs, die die Stadt Basel mit den bereits geplanten Arealentwicklungen zeigt. Nach Ende der Ausstellung wird diese Zeichnung in die Räumlichkeiten des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt wandern. Dort steht bereits heute das Basler Stadtmodell, das ebenfalls besichtigt werden kann.
Begleitend zur Ausstellung gibt es zahlreiche Abendveranstaltungen, Führungen sowie Diskussionsrunden.