Das ZAZ legt los!
Das Zentrum Architektur Zürich öffnet mit einer breit angelegten Schau am 6. September 2018 offiziell seine Türen. Die erste Ausstellung erzählt gleich mehrere Geschichten, die alle über einen gemeinsamen Schnittpunkt zusammengebunden werden: Die Villa Bellerive im Zürcher Seefeld, Standort des ZAZ, steht im Zentrum.
Text: Julian Bruns – 13.8.2018
Fotos: Rob & Rose
Seit gut einem Jahr ist das ZAZ bereits Gastgeber und Arbeitsplatz für verschiedene Gruppen aus Zürcher Hochschulen und Schulklassen, die Projekte und Workshops, mehrheitlich zu den Themen Stadt, Raumplanung und divergierenden Lebensvorstellungen durchführen konnten. Vorerst beschränkt auf drei Jahre, bespielt das ZAZ nun das Museum Bellerive mit eigenen Inhalten. Die zukünftigen Themen sind schon auf dem Tisch: Ganz allgemein sollen Stadt, Raum und Architektur aus unterschiedlichen Perspektiven erkundet und verhandelt werden.
Viele Geschichten – ein Ausgangspunkt
Der Titel der Eröffnungsausstellung Zürich – Berlin. Geschichten der Villa Bellerive spannt einen allgemeinen Bogen zwischen dem Standort im Zürcher Seefeld und der architektonischen und ideellen Herkunft ihrer grossbürgerlichen Architektur. Ausgeführt wurde die Villa 1931 zwar vom Schweizer Erhard Gull, dem Sohn des Zürcher Stadtbaumeisters und ETH-Professors Gustav Gull. Der Entwurf stammt aber vom Berliner Villen- und Landhäuser-Architekten Alfred Breslauer. Dessen Einflüsse aus dem grossbürgerlichen und mondänen Berlin der Weimarer Republik auf die Architektur Zürichs sind in der guterhaltenen Villa zu sehen. Typisch für Breslauers Architektur ist die üppig dimensionierte Wohnhalle mit Kreuzgewölbe, die den Rahmen für einen fotografischen Dialog zwischen dem Architekten und seiner Tochter, der Fotografin Marianne Breslauer bildet. Vor allem die Portraits und Reisereportagen ihrer Berliner Schaffensjahre werden hier gezeigt.
Aber nicht nur Architektur- und Fotografieinteressierte werden angesprochen. Dem Schicksal des Bauherren, dem Zürcher Textilkaufmann Julius Bloch-Sulzberger und seiner Familie hat Andreas Liebmann ein Hörspiel in einer Rauminstallation im Obergeschoss gewidmet.
Ebenso prosaisch geht es auch im letzten Themenschwerpunkt zu. Die Ausstellung greift hier sogar auf die Zeit vor der Villa Bellerive zurück. Denn ursprünglich stand das Haus Seeweid (1675–1924) an dieser Stelle. Es war das Gutshaus der Familie Landolt und ist sicherlich dem einen oder anderen als Schauplatz des Jugendromans Die Turnachkinder im Sommer (1910) bekannt, in welchem Ida Bindschedler ihre Kinheitserinnerungen verarbeitete.
Die Ausstellung Zürich – Berlin. Geschichten der Villa Bellerive ist vom 6. September bis zum 4. November 2018 im neuen Zentrum Architektur Zürich zu sehen.
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