Das aktuelle Heft: Architektur sammeln
Architekturmuseen sammeln Architektur in Form von Zeichnungen, Fotografien oder Modellen. Doch Architektur lässt sich auch physisch sammeln – im Massstab 1:1. archithese zeigt in der neu erschienenen Ausgabe ein breites Spektrum von Möglichkeiten.
Sammeln besitzt unterschiedliche Facetten – «zerstreutes auf einen Ort zusammen-bringen», so heisst es im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm. Doch in der neueren Sprache, so liest man dort, sei mit Sammeln der Nebensinn verbunden, «dasz das zusammenbringen allmählich geschieht». Sammeln, so liesse sich daraus ableiten, besitzt eine örtliche und eine zeitliche Komponente. Örtlich, weil aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang dislozierte Objekte in ein neues System an anderem Ort eingefügt werden. Und zeitlich, weil das Sammeln sich gemeinhin über einen gewissen Zeitraum erstreckt – so es überhaupt einmal sein Ende findet.
In der neuen Ausgabe Architektur sammeln geht es um eine Objektgruppe, die sich der Mobilität vorderhand widersetzt. Doch auch Architektur – so zeigen die diversen Heftbeiträge – lässt sich sammeln. Mal buchstäblich versetzt an andere Orte, wie in Freilichtmuseen, aber auch in Form eines dreidimensionalen Capriccios, für das der Landschaftsgarten der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen wichtigen Ausgangspunkt darstellt. Der Bogen spannt sich schliesslich von vor Ort komponierten Arrangements wie dem Vitra Campus in Weil am Rhein über weitreichende Konzepte wie dem Projekt Living Architecture bis hin zur Frage des City Brandings mit den Mitteln der Architektur.
Sammeln kann systematisch erfolgen, aber auch planlos und spontan. Entsammeln ist in den vergangenen Jahren verstärkt zum Thema geworden: Weil die Speicher der kulturellen Erinnerung quantitativ an ihre Grenzen gelangen. Und weil die qualitative Frage zu beantworten ist, ob die Sammlungskriterien der Vergangenheit heute noch diskursadäquat sind. In einer Zukunft, die immer mehr von Verzicht geprägt sein wird, mag das Prinzip des Sammelns verstärkt zur Disposition stehen. Und doch bleibt Sammeln eine kulturelle Praxis von höchster Bedeutung, weil sie Erinnerung physisch greifbar werden lässt, schützt und bewahrt.
> Die aktuelle archithese ist ab heute im Onlineshop erhältlich.
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