Campus Masters
Sechsmal jährlich prämiert BauNetz herausragende Abschlussarbeiten von Architekturstudierenden. In der jüngsten Runde räumten heilsame Gartenanlagen, ein aussergewöhnlicher Backsteinturm und ein Rock-Konzerthaus die Preise ab.
Autor: Anne-Dorothée Herbort – 16.2.2017
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Aus einer von der BauNetz-Redaktion getroffenen Vorauswahl können Nutzer der Architekturplattform sechs mal im Jahr für sechs Wochen ein Votum abgeben und drei Favoriten bestimmen. Der Wettbewerb steht Absolventen von Bachelor-, Master- und Diplom-Studiengängen aus ganz Europa offen. Aus den achtzehn Publikumsfavoriten und denweiteren sechs Architektenpreisträgern ermittelt eine Fachjury am Ende des Jahres die drei «Master der Master». Wir zeigen und beschreiben die Gewinner der aktuellen Runde.
Platz 1 – Heilsame Räume
Das Therapiezentrum in Chamchamal im Irak von Pierre Lambrecht, Leon Radeljic und Gesa Diering erntete die meisten Klicks. In ihrer Masterarbeit untersuchten die Absolventen der Bauhaus-Universität in Weimar den Einfluss von Architektur auf den Heilungsprozess von Trauma-Patienten. Ihre Gestaltung möchte architektonische und räumliche Traditionen der Region fortführen. Ein Garten als Ort der Ruhe und des Verweilens soll Heilungsprozesse anstossen. Gartenarbeit und Tierpflege unterstützen dabei die Therapie vom Krieg traumatisierter Frauen und Kinder. Die drei jungen Architekten wollen die traditionelle Hoftypologie der eingeschossigen Gebäude aus Lehm aufbrechen und schlagen eine aufgelöste Gebäudestruktur vor, die Innen- und Aussenraum verzahnen soll. Gemeinsam mit dem Berliner Büro ZRS Architekten konnte der erste Bauabschnitt des Heilzentrums im Frühjahr 2016 realisiert werden.
Platz 2 – Backsteinevolution
Maximilian Timmermann von der Münster School of Architecture gestaltet einen Turm aus Backstein, ein traditionsreiches Baumaterial, das im nordeuropäischen Raum seit Jahrhunderten zur Anwendung kommt. Der aspirierende Architekt befasste sich in seinem Entwurf eingehend mit der Ausdruckskraft und Einsetzbarkeit des traditionellen Werkstoffs und stellte ihn in den Mittelpunkt bei der Suche nach dem architektonischen Konzept und machte ihn zum Ausgangspunkt eines Diskurses über Materialität, Tektonik und Form. Timmermann stellt sich die Aufgabe die Vorzüge des in Deutschland heutzutage mehrheitlich im Wohungsbau verwendeten Baustoffs in einem öffentlichen Hochbau zum Ausdruck zu bringen und weiter zu entwickeln. So versucht er mit Anleihen aus dem Art-Deco und Backsteinimpressionismus eine eigene Formensprache zu formulieren.
Platz 3 – Urban Noise
Den Rock-Club von Anna-Lisa Ulbrich hoben die User auf den dritten Platz. Ihr Projekt befasst sich mit der Institutionalisierung der Rock- und Popmusik und der daraus resultierenden Forderung nach neuen spezifischen Gebäuden. Sie konstatiert, dass die Transformation und Etablierung dieser Musikszene einen Bedarf an festen, jedoch unbürokratischen und angepassten Räumen für Rockkonzerte hervorbringt. Die neue Gebäude sollten Schallschutz und Sicherheit vor Vandalismus bieten, einen einfachen Zugang für grosse Menschenmengen haben und jeden Abend ein guter «Gastgeber» für ihre Subkultur sein. Die meisten Veranstaltungsorte in Berlin, die diese Möglichkeiten bieten, befinden sich in alten umgebauten Industrie- oder Gewerbehallen. Ulbrich möchte neue Räume für die Rockmusik ideal zugeschnittene Räume schaffen. Neben technischen Fragen, stellt sie vor allem Langlebigkeit und Verankerung der Kultur im öffentlichen Raum in den Fokus. Ihr Projekt setzt sich aus zwei Gebäudeteilen zusammen: Der Urban Rock beherbergt zwei Konzerthallen, ein Restaurant, mehrere Bars und alle nötigen Servicebereiche. Dem Hautpgebäude ist ausserdem das Apartmenthaus, in welchem Musiker und Künstler sich einmieten können angegliedert. Der Entwurf zielt darauf ab, die bestehende Umgebung nur leicht zu berühren und den rohen und informellen Charakter des Ortes zu erhalten, der immer noch von Skatern und Graffitikünstlern gleichermassen genutzt wird.