Baer Zome House – Eleven Rooms für die Art Basel
Text & Fotos: Andrea Wiegelmann (© Erne)
Am Mittwoch öffnet die Art Basel, die mit Ablegern in Miami und Hongkong zu den renommiertesten und bedeutendsten Messen für Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts zählt. Auf dem Platz vor dem Haupteingang entsteht in diesen Tagen ein Ensemble aus elf polyederförmigen Raumzellen – eine neue Interpretation von Oscar Tuazons Baer Zome House. Die Holzkonstruktion besteht aus 236 Paneelen, deren Seitenlängen alle im Verhältnis zueinander stehen. Gefertigt wurden die drei- und viereckigen Elemente vom siebenachsigen Portalroboter von Erne Holzbau.
«Gewachsene» Raumzellen
Der in Los Angeles lebende Künstler Tuazon, der bekannt ist für seine architektonischen Installationen, greift für seinen Entwurf auf das Zome House des Amerikaners Steve Bear zurück. Errichtet 1971 in New Mexico basiert der Bau auf Zomes, polyederförmige Basiselemente, die Bear in seinem Unternehmen entwickeln lies mit dem Ziel, sie einst in Serie herstellen zu können. Die Kuppeln ähnelnden Formen ermöglichen das Wachsen der Raumzellen in unterschiedliche Richtungen.
Das Vorbild in New Mexico ist als Passivhaus gebaut, mit Lehmwänden die die Hitze speichern und isolierenden Panel für die Fensterflächen bei Nacht. Mit einer mehrschichtigen Aluminiumfassade verkleidet scheint es Vorbild, für so manche Star Wars Szenenbilder gewesen zu sein.
Der Pavillon in Basel konzentriert sich allein auf die räumliche Struktur. Da er nach den Messetagen wieder abgebaut werden muss, wollten Tuazon und sein Architekt Antoine Rocca keine Bauteile verwenden, die danach nicht weiter genutzt werden können, zumal der zukünftige Standort des Baer Zome House noch nicht feststeht und damit, so Rocca, auch der Aufbau der Fassade nicht festgelegt werden könne.
So wird der Pavillon in Basel zur räumlichen Skulptur, die durch die in die Flächen geschnittenen Öffnungen gerahmte Ausblicke auf die Umgebung freigibt. Ein Rückzugsort im Messetrubel, dessen Raumzellen schützendes Zelt und räumliches Erlebnis zugleich sind.
Zeitsprünge
Hatte die Fertigung der Elemente zu Beginn der 1970er-Jahre noch gut 24 Monate in Anspruch genommen, benötigte der Portalroboter von Erne Holzbau, so Martin Krammer, Leiter Strategische Marktentwicklung, gerade einmal drei Wochen, um die Elemente herzustellen. Dabei besteht jede der elf Raumzellen aus 50 Fassadenflächen, acht Dreiecken, sechs Quadraten, 24 Rechtecken und zwölf Rhomben mit 48 Eckpunkten und Schnittflächen. Ein Spiel der geometrischen Formen, die nicht zuletzt Baers Interessen – er studierte u.a. Mathematik an der ETH Zürich – Rechnung tragen.
Ohne die digitale Fertigung jedenfalls wäre der Pavillon nicht rechtzeitig fertig geworden, denn den Auftrag zur Errichtung des Pavillons erhielt Tuazon erst Ende des vergangenen Jahres. Nun steht das Baer Zome House auf dem Messeplatz und lohnt einen Besuch, auch unabhängig von der Art Basel.
Während der Messetage findet im Pavillon die Zome Alloy Konferenz statt. Begleitet wird die zweitägige Veranstaltung unter anderem durch die Green Light Aktion des Künstlers Ólafur Elíasson. Das Programm der Konferenz finden Sie hier.
> Die Art Basel findet vom Dienstag den 14. bis zum Sonntag den 19. Juni 2016 in der Messe statt. Nach der Preview für geladene Gäste ist die Schau ab dem 16. Juni von 11.00 bis 19.00 Uhr für das Publikum geöffnet.