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architektur0.16 – unsere Highlights

Wir haben uns auf der Werkschau umgesehen und umreissen einige Präsentationen, die nicht nur durch ihre Höhe unsere Aufmerksamkeit erregten.

 

Text und Fotos: Jørg Himmelreich – 27.10.2016

 

Zum fünften Mal präsentiert Blofeld Entertainment eine mehrtägige Architekturausstellung in den Zürcher Maag Hallen. Auf 3 500 Quadratmetern zeigen mehr als 70 Büros, Schulen und Forscher ihre Arbeiten auf grossen weissen Styroporblöcken. Zu sehen sind neben Zeichnungen, Fotos, Materialproben und Modellen auch das eine oder andere überraschende oder experimentelle Medium – vom 3D-Guckkasten mit einzulegendem Smartphone bis zum Exponat zum selber bauen.

 

Auf der Suche nach Visionen
«Ich glaube daran, dass sich in der Architektur etwas ausdrücken lässt, von dem wir noch nicht ahnen, dass es möglich ist – eine neue Ordnung der Dinge, ein anderer Blick auf die Welt.» Dieses Zitat von Zaha Hadid ist für die Macher Leitsatz und Inspiration. Doch in Anbetracht der vielen gezeigten Ein- und Mehrfamilienhäuser wirkt das etwas weit gegriffen. Diese sind insgesamt von hochstehender Qualität, faszinieren räumlich, ästhetisch und konstruktiv. Gar in neue Welten heben aber nur die wenigsten Exponate ab. Wozu auch – die Beschäftigung mit Themen wie Entschleunigung, Downsizing, soziales und ökologisches Bauen sind schliesslich aktuell und wichtig, auch wenn sie nicht gerade futuristisch daherkommen.
Das Konzept Werkschau hat seinen Charme. Sie wirkt wie ein Pecha Kucha in Ausstellungsformat. Viele der beteiligten Architektinnen sind nicht in akademische Zirkel eingebunden. Erfrischend, dass sie durch die kompakten Präsentationen motiviert worden sind, Schwerpunkte zu formulieren, sich zu verorten und Thesen zu entwickeln. Die Schau hat mit den Jahren insgesamt ein hohes Niveau erreicht. Toll ist auch, dass einige Westschweizer und Tessiner Büros vertreten sind und damit Ausschnitte aus der gesamten Schweizer Architekturlandschaft zu sehen.

 

Nüchterne Vernissage
Bei der Eröffnung am gestrigen Abend war die Halle prall gefüllt mir Ausstellern und Gästen. Schade, dass es keine Ansprache gab oder die Veranstalter die Korken einiger Sektflaschen knallen liessen – immerhin kostete der Eintritt stattliche CHF 55,–. Von Freitag bis Sonntag kosten Tickets dann CHF 22.–. Die versammelte Schar aus Architektinnen und Gästen versorgte sich entsprechend selber mit Getränken an der Bar. Bereits jetzt darf man gespannt sein, wo und wie sich die architektur 0.17 präsentieren wird. Weil nämlich die Tonhalle renoviert wird, werden deren Konzertaktivitäten in den kommenden drei Jahren die Maag-Säle okkupieren. 

 


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Der Esel nennt sich selbst zuerst: archithese stellt mit einer dreidimensionalen Bildwolke die redaktionelle Arbeit an der schriftenreihe vor. Jede unserer Ausgaben ist wie ein kleines Forschungsprojekt. Ihnen geht jeweils eine circa halbjährige Recherche voran; meistens entsteht dazu eine Mindmap aus Textfragmenten und Bildern. Der gezeigte Ausschnitt symbolisiert die Vorarbeiten zur Dezember-Ausgabe archithese 4.2016 Science-Fiction. Zu sehen sind Collagen des Laboratoire des Arts pour les Science der EPF Lausanne unter Leitung von Nicola Braghieri und Giovanni Galli. Die Studierenden haben in den Herbstsemstern 2013 und 2014 utopische Welten entworfen. Der Architektur kommt in ihnen eine handlungstragende Funktion zu. Mit Zeichnungen und Montagen wurden fantastische Reisen durch imaginäre Länder ausserhalb unseres Zeithorizonts dargestellt. Mehr dazu lesen Sie ab Dezember in archithese 4.2016 Science-Fiction.

 

 

Klosbrunecký bitten die Besucher selber Hand anzulegen. «Let's build Utopia together» fordern sie mit ihrem Schild auf. Ein Video zeigt, wie ihrem Styroporkubus mit Werkzeugen, Figuren und Kleber zu Leibe gerückt werden soll. Die Besucher stellten den Klotz kurzerhand zum Turm auf und sägten und schnetzelten was das Zeug hält. 

 

 

Und gleich noch ein Turm. Bereits im letzten Jahr hatte es uns Philip Loskants Beitrag angetan. Seine aus Raumschiffen und Flugzeugmodellbaukästen zusammengesetze Phantasiearchitektur war eine der Inspirationen für unser Dezemberheft mit dem Titel Science-Fiction. In diesem Jahr hat Loskant einen Turm gebaut. Er widmet sein «Denkmal für den anonymen Verlierer» allen erfolglosen Wettbewerbsteilnehmern und schreibt mit einer Prise Bitterkeit und Zynismus dazu in Facebook: «Jedes Jahr nehmen hunderte von Architekturbüros tausende Arbeitsstunden auf sich – um am Ende leer auszugehen. Und doch ist ihre Arbeit nicht umsonst: der Architekturwettbewerb ist praktische Forschung, Leidenschaft und Schaulauf unter Kollegen, Wasser auf die Mühlen der Baukultur – und die gelebte Hoffnung, eines Tages doch einmal prämiert zu werden.» Damit macht Loskant einmal mehr deutlich, dass es höchste Zeit ist, das System der Architektur-Wettbewerbe grundlegend zu disktuieren.

 

 

Frisch gebacken – Francesco Buzzi zeigt brandneue Keramik-Modelle der Casa agli Orti. Das Projekt soll auf dem Gelände einer Kleingartensiedlung enstehen. Buzzi überzeugte den Investor nach dem eingeladenen Wettbewerb davon, dass er die Gärten nicht komplett verschwinden lässt. Sie sollen nun teilweise in ein Urban Farming-Projekt überführt werden. Das Raster der Gärten soll zudem als strukturierendes Element beim Mehrfamilienhaueses und der Landschaftsgestaltung wieder aufgegriffen werden. Die Fassenverkleidung wird aus Keramik sein. Die Modelle aus dem selben Material von Giulia Maria Beretta interpretieren den Entwurf auf freie Art und verbinden Andeutungen auf die künftige Materialpräsenz mit der Darstellung räumlicher Aspekte. 

 

 

Hier gibt's was auf die Ohren: Wie kann man einem Gebäude ausstellungstechnisch gerecht werden, bei dem es um Musik geht? Buol & Zünd machen ihren Jazzcampus in Basel per Musik erlebbar. Man kann dabei mit einem Schalter zwischen zwei Räumen akustisch hin und her springen, in denen das selbe Stück eingespielt wurde. 

 

 

Oft war in den vergangenen Jahren vieles zu sehen, was uns durch die redaktionelle Arbeit bereits vertraut ist. Doch wir wurden mehrfach überrascht. Felippi Wyssen Architekten beispielsweise faszinierten uns mit ihrem dreigeschossigen Wohnhaus in der Baselstrasse in Muttenz. Einerseits archaisch und direkt materialisiert deuteten wir das Motiv des grossen runden Giebelfensters lächelnd als Referenz an die Architekturpostmoderne.

 

 

Gäbe es beim Arc-Award eine Preiskategorie für erfolgreiches Marketing eines Architekturbüros, müsste er in diesem Jahr an Christian Kerez und sein Team rund um die Installation Incidental Space gehen. Seit der Architekturbiennale in Venedig hat es das wolkige Projekt in dutzende Zeitschriften geschafft; ganze Sonderausgaben wurden ihm gewidmet. Das auf der architektur 0.16 gezeigte Making-of war unmittelbar vorher in der Haupthalle der ETH Zürich zu sehen. Erst dachten wir, dass wir den Raum gar nicht mehr betreten müssten. Aber dann zogen uns doch einmal mehr die faszinierenden Arbeitsmodell der Ur-Höhle in ihrem Bann, anhand derer Form und Konstruktion des Hohlkörpers gefunden und weiterentwickelt wurden.

 

Die architektur0.16 ist in den Zürcher Maag-Hallen bis einschliesslich Sonntag, dem 30. Oktober täglich von 11 bis 20 Uhr zu sehen.

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