Architektur des Lichts
Ein weitgehend unterirdischer Gleisbogen schliesst eine Lücke im öffentlichen Verkehrssystem der Region Genf. Neu entstanden sind damit auch fünf U-Bahn-Stationen, die sich durch die Verwendung grossformatiger Glaselemente als zusammengehörige Familie darstellen.
Das Akronym CEVA steht für Liaison Ferroviaire Cornavin – Eaux-Vives – Annemasse: die grenzüberschreitende Bahnverbindung vom schweizerischen Genf ins französische Annemasse. Schon 1881 wurde die Notwendigkeit dieser Linie erkannt. Doch ein Tiefbauprojekt solcher Grössenordnung benötigt eine lange Vorbereitungsphase, und so liess die Umsetzung am Ende über ein Jahrhundert auf sich warten. Als man schliesslich wieder an die Planung ging, musste eine in der heutigen Zeit realisierbare Linienführung gefunden werden, was sich im dichten Stadtgefüge der Metropolitanregion Genf schwierig gestaltete. Die fünf Stationen sollten zudem an für eine zeitgenössische Stadtentwicklung adäquaten Orten realisiert werden.
Erst ganz zum Schluss stellte sich die Frage, wer die Bahnhöfe eigentlich entwerfen solle. Massgebliche Stimmen der Genfer Politik und Amtsführende forderten Architektur statt blosser oberirdischer Ingenieurbauten: Fünf Stationen – ein/e Architekt*in, so lautete die einhellige Diktion. Daraufhin wurde 2004 ein offener Architekturwettbewerb ausgelobt.
Eric Maria, zuvor langjähriger Mitarbeiter im Atelier Jean Nouvel, fragte in Paris an, ob Interesse an diesem Wettbewerb bestünde. Bei einem Mittagessen wurden die Grundlagen für den gemeinsamen Entwurf festgelegt: Präzision, Leichtigkeit und in Bezugnahme auf den Bauort Schweiz auch cleanliness. Fünf unterschiedliche Stationen – eine Sprache: Das fand Anklang, und Eric Maria und Jean Nouvel gewannen das Projekt. Sämtliche Planungen wurden über den Planungs- und Bauzeitraum von 14 Jahren im Genfer Büro von Eric Maria durchgeführt.
Das Ergebnis ist eindrucksvoll: Die Verbindung von Tages- und Kunstlicht schafft eine überzeugende Aufenthaltsqualität, so das Resümee von Christoph Schuepp in seinem Beitrag für die aktuelle Ausgabe archithese 1.2022 Swiss Performance 2022.
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