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Alltagstauglich und aktuell

Vergangenen Freitag fand in Langenthal die Verleihung des 14. Design Preises Schweiz statt. Die Alltagstauglichkeit der Arbeiten und Produkte fällt dabei ebenso auf, wie die Auseinandersetzung mit aktuellen Fragestellungen, die hinter den Objekten und Initiativen stehen.

 

Text: Andrea Wiegelmann – 9.11.2017
Fotos © Design Preis Schweiz

 

Noch vor dem Eingang zur Ausstellung empfängt eine ebenso poetisch wie nachdenklich stimmende Arbeit von Absolventen der EPF Lausanne den Besucher. Die als «Flaschenpost 2.0» konzipierte Installation übersetzt digitale Mitteilungen analog, indem sie auf Holzplatten gedruckt und per Luftballon versendet werden. Das kritische Hinterfragen unserer Kommunikationsstrukturen kann als – so die Jury des Design Preises – poetischer Akt des Widerstandes gelesen werden.

 

Institution der Schweizer Designlandschaft
Design als Medium des kritischen Hinterfragens – auch darum geht es beim Design Preis Schweiz. Er wurde zu Beginn der 1990er-Jahre zum ersten Mal ausgelobt und ist inzwischen eine anerkannte Auszeichnung in der Schweizer Designlandschaft.
Ins Leben gerufen, um die Bedeutung von Design als Wirtschaftsfaktor mit grosser gesellschaftlicher Relevanz sichtbar zu machen, hat er in den vergangenen 25 Jahren dazu beigetragen, die Sichtbarkeit des Schweizer Designs zu befördern und damit die Wertschätzung für das Metier zu steigern.
Dabei nimmt er sich mit den ausgelobten Kategorien und seinen Partnern immer wieder zeitgemässen und drängenden Fragestellungen an. Unter Leitung des Kurators Michel Hueter hat die international besetzte Jury eine kluge Auswahl für die diesjährigen Auszeichnungen getroffen.

 

Soziale Dimension des Designs
Gemeinsam mit der Age-Stiftung wurde eine Kategorie geschaffen, die innovative und konkrete Lösungsansätze rund um das Thema Wohnen und Älterwerden fördert. Ausgezeichnet wurde in diesem Jahr einmal die Claire&George Stiftung, die Menschen mit Einschränkungen und Behinderungen Ferien in Hotels mit Spitex oder anderen Unterstützungsdienstleistungen vermittelt, sowie das besonders auf Barrierefreiheit ausgerichtete Design des Hochgeschwindigkeitszugs EC250 Giruno, der ab 2019 den Betrieb bei der SBB aufnehmen wird.

 

Materialwelten
Doch auch in anderen Sparten, wie etwa der Produktentwicklung, setzten die Auszeichnungen Akzente. Nominiert wurde etwa die Entwicklung eines aus industriellen Abfällen von nachwachsenden Rohstoffen entwickelter Verbundwerkstoff, FluidSolids, eines jungen Schweizer Startups. Mit einem Preis gewürdigt wurde die Neuentwicklung des Schweizer Keramikherstellers Laufen, SaphirKeramik, die sich durch besondere Härte und Festigkeit auszeichnet und deren Potenzial für die Gestaltung von Designer wie Konstantin Grcic oder Patricia Urquiola ausgelotet wurde.

 

Auszeichnungen von Lehrmodellen
Im Bereich Forschung zeichnete die Jury das von Dieter Dietz mit seinen Studierenden an der EPFL realisierte House 1 aus und würdigt dabei, dass in Zeiten des digitalen Entwerfens grundlegende Fragen des Konstruierens und Bauens am Objekt selbst vermittelt werden.
Die Auszeichnung folgt der Erkenntnis, dass die Übersetzung von Entwürfen in physische Projekte und Produkte nur durch Erfahrung gelingen kann und dass diese Erfahrung vermittelt werden muss. 
Mit der Würdigung von Lehrmethoden zeigt sich einmal mehr die Bandbreite, die der Design Preis Schweiz umfasst. In der Würdigung von gesellschaftlichen Projekten wie Claire&Georg bis hin zu Lehrmodellen stehen die ausgezeichneten und nominierten Arbeiten für ein umfassendes Verständnis von Design. 

 

> Eine Besprechung von House 1 lesen Sie in archithese 1.2017 Swiss Performance. Im selben Heft erwartet Sie auch ein Essay zu Dieter Dietz' Projekt Haus Chigny.

> Stefan Zwicky sprach an der archithavolata des FSAI im September 2017 über Design.

> Das Vitra Design Museum in Weil am Rhein zeigt noch bis 25. Februar 2018 eine umfassende Schau zu den Eames', bei denen ihre Möbelentwürfe einen entscheidenden Platz einnehmen. 

> Erfahren Sie mehr zum Schweizer Design Preis 2016.

> Einen Essay zum Erweiterungsbau des Kunstmuseums Basel lesen Sie in archithese 1.2017.

Unsere Empfehlung

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